Beschreibung
Die ehemals leerstehende städtische Immobilie „Alte Samtweberei“ wird seit 2013 als Modellprojekt von der Montag Stiftung Urbane Räume entwickelt. Neben gewerblich genutzten Flächen entsteht Wohnraum für Menschen, die gemeinschaftlich Wohnen und sich auch für die Nachbarschaft engagieren wollen. Im Innenbereich der Samtweberei wird ein großer überdachter Frei- raum nicht nur für die neuen Bewohner, sondern für das ganze Viertel ge- schaffen. Zukünftig werden dauerhaft Erträge aus der Vermietung für das Gemeinwesen im Quartier erwirtschaftet - eine soziale Rendite für den Stadt- teil.
Ziel
Einerseits soll die Alte Samtweberei als lebendiger Ort die Nachbarschaft über kulturelle Grenzen hinweg inspirieren und bereichern. Andererseits wird die Immobilie mit Erträgen in Höhe von jährlich ca. 60.000 EUR dauerhaft dazu beitragen, Projekte im Quartier zu initiieren, Strukturen zu unterstützen, Netz- werke aufzubauen und die Selbstorganisationskräfte des Quartiers zu stärken. Das Ziel ist, mit der Entwicklung der Alten Samtweberei einen nachhaltigen Entwicklungsimpuls für ein gutes Zusammenleben im Viertel zu geben und ei- ne chancengerechte Stadtteilentwicklung in Gang zu setzen.
Herausforderungen
Die Samtweberei liegt inmitten eines innerstädtischen Quartiers im Südwesten der Innenstadt, das sich in einem sozialen und ökonomischen Ungleichge- wicht befindet. Es ist geprägt von Leerständen, baulichem Verfall, schwierigen ökonomischen Verhältnisse, ungünstigem Image, hohem Migrationsanteil und demographischem Wandel, aber auch mit Vielfalt und Potential. Im Stadtteil sollen ein friedliches Miteinander der vielfältigen Kulturen und Le- bensstile - hier werden über 20 Sprachen gesprochen - gefestigt, Nachbar- schaften gefördert, Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für alle Lebenslagen ge- schaffen und die Identifikation mit dem Stadtteil gestärkt werden.
Kooperationen
Die Immobilie wurde von der Stadt an die von den Montag Stiftungen eigens gegründete Projektgesellschaft Urbane Nachbarschaft Samtweberei gGmbH im Erbbaurecht über 60 Jahre übertragen. Das Besondere daran ist, dass der Erbbauzins entfällt, solange die Projektgesellschaft gemeinnützig arbeitet und diese die erwirtschaftete Rendite aus der Samtweberei in die Gemeinwesen- arbeit des Stadtteils investiert. Daraus resultiert nicht nur eine enge Zusam-
menarbeit zwischen Stadt und der UNS gGmbH, auch die Bewohner und Nachbarn werden eng mit dem Projekt und dem Prozess verbunden.
Mehrwert
Durch die Wiederinbetriebnahme und Umnutzung der Samtweberei wird nicht nur das Umfeld städtebaulich und architektonisch wieder belebt und in Wert gesetzt, der eigentliche Zweck des Projektes ist die nachhaltige Stärkung ei- nes lebendigen Gemeinwesens. Gemeinsam mit den Bewohnern und Akteu- ren im Viertel werden orientiert an konkreten Bedarfen und lokalen Belangen Strategien entwickelt, ehrenamtliches Engagement und Projekte unterstützt. Die Mieter und Nutzer der Immobilie genauso wie die Bewohner und Akteure im Viertel geben gemeinsam Impulse für ein lebenswertes und vielfältiges Quartier und tragen mit einer lebendigen, engagierten Nachbarschaft zu einer besseren Lebensqualität für alle bei.
Besonderheit
Neben dem erwirtschafteten Überschuss aus der Immobilie für den Stadtteil verpflichten sich die neuen Mieter des Pionierhauses mit dem Mietvertrag, dem Viertel pro gemieteten m2 jährlich eine Arbeitsstunde ihres Know-hows - „Halbe Miete für das Viertel“ - zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommen die vielen Stunden der Menschen aus dem Stadtteil, die sie in Projekte für die Nachbarschaft investieren, genauso wie das Engagement der zukünftigen Mieter des Wohnprojektes. Insgesamt kommen auf diese Weise über 2.000 Stunden pro Jahr für handwerkliche oder gestalterische Tätigkeiten, für Kunst- aktionen, Patenschaften oder Beratungen den Menschen und Einrichtungen dem Stadtteil zugute.