Grimmwelt Kassel

1. Platz / lebenswerter Freiraum

Beschreibung

Das Ausstellungshaus auf dem Kassler Weinberg präsentiert das Werk der Brüder Grimm und hält als zentrale Anlaufstelle den Geist der beiden Sprachwissenschaftler lebendig. Die GRIMMWELT liegt inmitten eines denkmalgeschützten Parks. Terrassen, alte steinerne Treppenanlagen und Mauerfragmente prägen die besondere Atmosphäre des Ortes. Der Neubau führt die Topographie des Geländes als begehbare Skulptur fort und bereichert den Park mit einer öffentlich zugänglichen Treppenanlage, die ihren Abschluss in einer Dachterrasse mit Ausblick in die Umgebung findet.

Ziel

Innerhalb eines 12-punktigen Maßnahmenkatalogs hatte die Stadt Kassel sich zum Ziel gesetzt das kulturpolitische Potenzial der Grimms unter wissenschaftlichen, kulturwirtschaftlichen und baulichen Aspekten zu entwickeln und neben der documenta und dem Bergpark Wilhelmshöhe eine weitere kulturelle Weltmarke zu etablieren. Das neue Ausstellungshaus bietet nun den identitätsstiftenden Raum, um das Leben der ‚Ikonen der deutschen Kultur‘ und das  UNESCO Weltdokumentenerbe der Grimmschen Haus-Märchen angemessenen zu präsentieren und Kassel als Kulturstandort zu stärken.

Herausforderungen

Die besondere Atmosphäre des Parks mit den steinernen Relikten des sogenannte Henschel-Hauses, das 1945 bei einem Bombenangriff zerstört wurde, zu erhalten und den Neubau harmonisch in die Parklandschaft einzubetten, war sicherlich eine große Herausforderung. Aus dem Impuls heraus an einem Ort zu bauen, den man am liebsten unangetastet ließe, entstand ein Konzept, das das Haus durch die Materialwahl und Kubatur in den Park integriert und ihm durch die öffentlich zugängliche Dachlandschaft die Fläche zurück gibt, die das Ausstellungshaus besetzt.

Kooperationen

Die Grimmwelt ist ein gutes Beispiel für ein Projekt, das nach dem Wettbewerbsgewinn in der weiteren Bearbeitung nicht maßgeblich verändert, sondern im Sinne des Konzeptes weiterentwickelt wurde, weil Bauherr, Nutzer, alle Planer und involvierten Behörden an einem Strang gezogen haben. Die gute Zusammenarbeit mit dem Amt für Hochbau u. Gebäudebewirtschaftung, dem Kulturamt, der Denkmalschutzbehörde, dem Umwelt- u. Gartenamt, der Museumsleitung, den Szenografen und Kuratoren macht das gebaute Ergebnis und das Zusammenspiel von Architektur, Landschaft und Ausstellung aus.

Mehrwert

Das Projekt erzeugt im öffentlichen Raum eine frei zugängliche Platzfläche, die von allen Bürgern der Stadt auch außerhalb der Öffnungszeiten genutzt werden kann. Die Dachterrasse bietet den Blick auf die Besonderheiten der Stadt (Karlsaue, Herkules, …), dient als gemeinschaftliche Versammlungsstätte (z.B. Museums- , Silvesternacht) und fügt sich durch seine Begehbarkeit und dank der hölzernen Sitzstufen als weiterer Baustein in das Netz von Spazierwegen und Naherholungsmöglichkeiten ein.

Besonderheit

Als begehbare Skulptur wird das Gebäude zum Teil der Stadt und der Landschaft. Die Weginszenierung des Auf und Ab durch den gestaffelten Park, über die Treppe, weiter über die Terrasse und wieder hinunter setzt sich im Inneren des Gebäudes fort – ganz im Sinne eines Hauses, das mit und nicht nur in seiner Umgebung bestehen will. Und eines Ausstellungshauses, das nicht nur Inhalte vorzeigen, sondern sie spielerisch vermitteln möchte, dabei seine Besucher als Mitmacher begreift und ihnen dazu einen so ästhetischen wie facettenreichen Rahmen bietet.