Umbau des Klagesmarktes Hannover zu einem innerstädtischen Wohnquartier

2. Platz / Urbanes Flächenrecycling

Beschreibung

Wie kann eine innerstädtische Fläche zu einem vorbildlichen, qualitätsvollen Stadtbaustein entwickelt werden? Diese für Hannover zukunftsweisende Fragestellung liegt dem Projekt „Umbau des Klagesmarktes zu einem innerstädtischen Wohnquartier“ zugrunde. Begonnen mit dem Wettbewerb HannoverCity 2020+ im Jahre 2009 wurde ein Prozess ins Rollen gebracht, der den Entwurf letztlich für das ExWoSt-Forschungsprojekts Baukultur in der Praxis qualifizierte und mit klaren Gestaltungsleitlinien und einem Fassadenwettbewerb zu innovativen Lösungen führte. Der Entwurf von ASTOC sieht eine Stärkung der Innenstadt insbesondere als Wohnstandort für Familien vor. Gleichzeitig wird durch Gewerbe, Büros und eine Kita im Erdgeschoss sowie Mietwohnungen in den oberen Geschossen eine Nutzungsmischung erzielt.

Ziel

Ziel des Projektes war es, das Areal das vormals als öffentliche Parkplatzfläche genutzt wurde und daher zwischen den Stadträumen trennend wirkte, wieder mit den angrenzenden Teilen zu verbinden. Es sollte eine höherwertige Nutzung erzielt und vor allem auch innerstädtischer Wohnraum geschaffen werden. Mit der Realisierung wurden vormals überdimensionierte Verkehrsflächen zurückgebaut und um neue öffentliche Platz- und Grünflächen ergänzt - somit konnten den Bürgern wertvolle Flächen zurück gegeben werden. Verbindungen zu angrenzenden Teilräumen, wie dem Marktplatz, dem ehemaligen Nikolai-Friedhof und dem Stadtplatz vor dem Anzeiger Hochhaus wurden erstmals hergestellt.

Herausforderungen

Aufgrund komplexer Anforderungen aus Normen und Standards (z.B. Abstandsflächen, Rettungswege, Brandschutz) und Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahmen, werden Nutzungsmischungen und architektonische Qualität auf kleinteiligen Grundstücken oft verhindert. Um eine lebendige Stadt zu schaffen, sind dem menschlichen Maßstab und der Fußgängerwahrnehmung angemessene Gebäudedimensionen jedoch unerlässlich. Das Projekt am Klagesmarkt Hannover zeigt sich in dieser Hinsicht als erfolgreiches, gebautes Beispiel. Durch den Rückbau des zweispurigen Kreisels konnten ein ehemaliger Unfallschwerpunkt entschärft werden und neue Platzflächen entstehen. Zudem wurde attraktiver innerstädtischer Wohnraum für junge Familien geschaffen.

Kooperationen

Bei der Planung und Umsetzung ist die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen den fünf Architekturbüros (Preisträger aus dem hochbaulichen Wettbewerb von 2013 für die Gebäude 1-8), Landschaftsarchitekten urbanegestalt und Verkehrsplanern BPR Dipl.-Ing. Bernd F. Künne & Partner Beratende Ingenieure mbB und der Stadt Hannover, insbesondere dem Stadtbaurat Uwe Bodemann und dem Forschungsprogramm ExWoSt (Experimenteller Wohnungs- und Städtebau) des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hervorzuheben. Die Umsetzung wurde durch den engagierten und federführenden Bauherrn, die hanova Gesellschaft für Bauen und Wohnen Hannover mbH, ermöglicht.

Mehrwert

Einen Mehrwert durch die Umsetzung des Projektes haben vor allem die Anwohner und Bürger der Stadt Hannover gewonnen. Der Stadtraum wurde an dieser Stelle deutlich aufgewertet: Es ist eine verbesserte Verbindung des Rad- und Fußweges zwischen der Nordstadt und der Innenstadt entstanden. Die trennende Wirkung der angrenzenden Stadtbereiche wurde aufgehoben. Durch den Rückbau des Kreisverkehrs am Klagesmarkt haben sich Unfallgefahren entschärft. Es wurde ein neues innerstädtisches Angebot an Wohnen und Einzelhandel geschaffen. Das Projekt hat Vorbildcharakter für vergleichbare Begebenheiten auf kompakter Grundfläche in Innenstadtlage.

Besonderheit

Es ist eine gelungene und beispielgebende städtische Dichte und Nutzungsmischung auf einem kompakten Grundstück entstanden. Aufgrund gegebener Einschränkungen wurde z.B. durch einen gemeinsamen Tiefgaragensockel, verbindliche Kubaturen und abgestimmte Fassaden sowie klare Gestaltungsleitlinien ein urbaner Stadtbaustein mit großer Vielfalt geschaffen, wobei sich jedes Gebäude durch die Handschrift verschiedener Architekten deutlich unterscheidet. Das Projekt wurde mit EFRE-Mitteln (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) von rund 2,2 Mio. EUR und GVFG-Mitteln (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) von rund 1,5 Mio. EUR gefördert. Über die Ausgestaltung des Wettbewerbs wurde eine vielfältige Architektursprache gefunden, alle Gebäude sind in Passivbauweise errichtet.