Telegraph

Beschreibung

Zwei denkmalgeschützte Gebäude des ehemaligen Post- und Telegraphenbauamtes wurden saniert und mit einem siebengeschossigen Neubau inklusive Fahrrad-Tiefgarage zu einem nachhaltigen Büroensemble kombiniert. Auf 11.650 m² sind hochwertige und energieeffiziente Flächen für eine urbane und ganzheitlich orientierte Arbeitswelt von morgen entstanden. Dank großer Verglasungen wird die grüne Straßenfassade des Neubaus von außen als auch von innen erlebbar. Die hier aufgestellten Gabionen sind mit Pioniergehölzen bepflanzt, die über das Stahlgeflecht hinaus auf die Balkone wachsen. Sie dienen zugleich als Feinstofffilter und Klimapuffer. Durch das Nachinnensetzten der Fassaden wurde der Grünraum mit dem Betonskelett verbunden und die künstlerische Idee der Ruine eindrucksvoll sichtbar.

Ziel

Im Bestand wollten wir die Spuren der Zeit nicht verwischen und die besondere Qualität des Materials erhalten. Wir wollten das Gebäude mit dem Grünraum verbinden und erste wichtige Schritte zum nachhaltigen Sanierungs- und Nutzungskonzept machen. So sollte in der urbanen Umgebung mehr Grünflächen entstehen, die die Biodiversität fördern. Aber auch umweltschonende Energieversorgung, Geothermie und neue Mobilitätskonzepte waren uns wichtig. Dem Neubau entstandene künstlerische Idee einer Ruine, die von der Natur zurückerobert wird, wurde verwirklicht, indem der Beton sichtbar blieb. So entstand auch eine eindrucksvolle, optisch vergleichbare Materialqualität zum Bestand.

Herausforderungen

Die Stadt soll repariert werden, ohne ihr Gesicht und ihre Geschichte zu verlieren. Uns war es wichtig die Spuren der Zeit nicht zu verwischen aber den ungenutzten Raum neues und vor allem modernes Leben einzuhauchen. Das alte Post- und Telegraphenbauamt soll wieder als Bürofläche genutzt werden. Aber auch die Grünflächen und die Biodiversität, die in der Stadt oft zu kurz kommt, ihren Teil zur Regeneration des Klimas und der Umwelt beitragen.

Kooperationen

Um die Natur in die „Ruine“ zu bekommen haben wir mit den Landschaftsarchitekten Atelier le balto eng zusammengearbeitet. Dafür hatten sie eine besonders innovative Lösung parat: Sie bestücken die Betonplateaus eines jeden Geschosses gezielt mit Gabionen, die statt mit Steinen mit einem Nährsubstrat gefüllt sind und von allen fünf Seiten bepflanzt werden. Das aus Japan stammende Konzept wurde für den europäischen Raum adaptiert und mit heimischen Pionierpflanzen bestückt. In den Höfen entstehen drei sorgfältig kuratierte Gärten. Atelier le balto greift dabei auf die typische Brandenburger Vegetation zurück und wählen die Pflanzen so aus, dass ein vielfältiges, dem Artenschutz dienendes Biotop entsteht.

Mehrwert

Neben den Insekten, Stadtvögel und Fledermäuse, die nun mehr Lebensraum in der Stadt gewonnen haben, profitieren auch das Klima. Die Bepflanzung dämpft den Lärm, bietet Schatten, kühlt im Sommer und verbessert die Luftqualität. Auch die Energie- und Wärmeversorgung ist nachhaltig und wird durch Photovoltaik und Geothermie gewonnen. Im Innenhof sind 40 Erdsonden in bis zu 99 Meter tiefen Bohrlöchern eingelassen. Die 12 °C Erdwärme dient im Winter zum Heizen und trägt im Sommer zur klimaneutralen Kühlung bei. Auch die Mobilität geht in Richtung Nachhaltigkeit. Neben wenigen PKW-Stellplätzen sind in der Tiefgarage 350 Plätze für Fahrräder entstanden. Ladestationen für Elektroautos, E-Bikes und E-Scooter sind vorhanden. Oberirdisch bleiben somit die Höfe absolut verkehrsfrei.

Besonderheit

Neben den innovativen Gabionen, die die Fassade des Neubaus auf eine neue Art und Weise begrünen, durchläuft das Projekt ebenfalls die letzten Schritte der DGNB-Gold Zertifizierung (Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen). Bei der Zertifizierung wird der gesamte Lebenszyklus des Projekts betrachtet und dient der transparenten Qualitätssicherung. Das Projekt wird die DGNB-Gold Zertifizierung mit einer hohen Wahrscheinlich bekommen.