Beschreibung
Als militärisch genutzte Fläche waren die Taylor Barracks ein nicht zugängliches Gelände im Stadtgefüge. Hochgradig versiegelt, wurden sie zuletzt hauptsächlich als Werkstätten und Lager genutzt. Für die großräumliche Verbindung zwischen Innenstadt und Käfertaler Wald stellten sie eine Barriere dar. Im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs wurde ein symbolischer Brückenschlag vorgeschlagen, der mit dem TAYLOR PARK als neue grüne Mitte die Lücke im übergeordneten Grünzug Nord-Ost schließt. Lage und Form des TAYLOR PARK ergaben sich aus den Anschlüssen an die vegetativen Bestandsstrukturen. Ein neues Erschließungsnetz verknüpft das Gebiet mit der Umgebung und ermöglicht neue Bezüge. Außerdem entsteht eine in Zeiten des Klimawandels besonders wichtige Frischluftschneise für die Innenstadt.
Ziel
Die verlassenen Taylor Barracks waren für viele ein Ort ohne Erinnerungen. In mehreren Bürgerworkshops konnte in der Bevölkerung eine neue Vision für den zukünftig von Gewerbenutzung umgebenen TAYLOR PARK entwickelt werden: ein Aufenthalts- und Aktionsraum für Jung und Alt, an dem Kinder und Jugendliche laut sein dürfen. Möglichkeiten zur Interaktion schaffen Sitz- und Liegeflächen ebenso wie das Wiesentheater, das sowohl informelle Begegnungen als auch Performance-Aktionen fördert. Die neu geschaffenen Wegeverbindungen für Fußgänger und Radfahrer schaffen eine wichtige Anbindung über das Areal hinaus und tragen, ebenso wie die Erreichbarkeit per E-Bus, zur grünen Konversion bei. Auch ist der TAYLOR PARK ein wichtiger Standortvorteil des angrenzenden, parallel entwickelten Gewerbegebiets.
Herausforderungen
Im Fokus der Parkentwicklung stand die Rekultivierung der Fläche. Mit der Entsiegelung des Areals wurde Platz für einen neuen 10ha großen Park geschaffen, der das Gebiet öffnet und den Boden wieder atmen lässt. Durch die Lage in einem Wasserschutzgebiet spielt auch das ambitionierte Regenwasserkonzept eine wesentliche Rolle. Mit positiver Auswirkung auf Mikroklima und biologische Vielfalt entstanden im umliegenden Straßenraum Tiefbeete zur lokalen Versickerung der Niederschläge. Die abgesenkte Mitte des TAYLOR PARK fungiert als Notüberlauffläche. 23.000 m³ anfallende Erdmassen dienten als Material für die künstliche Topographie und die räumliche Einfassung des Parks durch 1–4 m hohe Hügel. Die neue Landschaft erinnert an ein künstliches Flussbett, das den Besucher durch den Raum führt.
Kooperationen
Die Stadt Mannheim und deren eigenständige Entwicklungsgesellschaft MWSP entwickeln die Konversionsflächen in Mannheim gemeinsam, da diese nach Fertigstellung an die Stadt übergehen. Seit 2011 fand eine intensive Bürgerbeteiligung statt, welche Leitplanken für die Entwicklung auch des TAYLOR Areals festlegten. Diese fanden 2013 im städtebaulichen Wettbewerb Berücksichtigung, den Francis Kéré für sich entschied. In konkrete Ausgestaltungen einzelner Angebote wurden der Mannheimer Künstler Philipp Morlock und künftige Nutzer einbezogen. So entstand unter anderem ein Boulefeld auf Wunsch der bestehenden Nachbarschaft. Die Skateanlage wurde gemeinsam mit Mannheimer Skatern in Workshops entwickelt. Das Konzept geht auf: die Anlage wurde zu einem attraktiven neuen Treffpunkt für Jugendliche.
Mehrwert
Die Entwicklung des TAYLOR PARK ist richtungsweisend dafür, wie nachhaltige Stadtentwicklung auch bei der Realisierung eines Gewerbegebiets ohne Wohnbebauung zum Standard werden kann. Mit der bewussten Entscheidung für einen hohen Grünanteil ist Mannheims grüne Konversion im TAYLOR PARK bereits erlebbar. Dieser schafft nicht nur wichtige Wegeverbindungen für die angrenzenden Stadtteile. Mit dem hohen Freizeitwert für die Mannheimer Bevölkerung und die Beschäftigten vor Ort bietet der TAYLOR PARK zeitgleich eine Antwort auf den Wandel der Arbeitswelt. Vielfältige Sport- und Erholungsmöglichkeiten richten sich an unterschiedliche Altersgruppen. Attraktive Angebote für Skater sprechen bewusst Jugendliche an, denen in den angrenzenden Stadtteilen wichtige Freiräume fehlen.
Besonderheit
Eingebettet in die Entwicklung eines Gewerbegebietes formt der TAYLOR PARK eine grüne Schneise für die benachbarten Stadtteile. Die ökologische Vernetzung an bestehende Grünstrukturen und die Umsetzung verschiedener Vegetationsstandorte samt Integration eines bestehenden Biotops sind beispielhaft für eine zukunftsorientierte Konversion, welche den klimatischen Herausforderungen Rechnung trägt. Die zentrale Wiese vereint Versickerungsfunktion und Interaktionsangebot. Dank der großzügigen Planung ermöglicht der TAYLOR PARK unterschiedlichste Nutzungen. Identitätsfördernd wirkt neben Sportangeboten und neuen Bezügen die US-Geschichte des Ortes. Diese bleibt im Rahmen künstlerischer Installationen sichtbar: Eine schräg ins Gelände eingefügte Nissenhütte steht für den zivilen Neubeginn.