Beschreibung
Vom Ökozentrum zur modernen Bildungsstätte: Das „Vivo“ wurde 1998 als ökologisches Einkaufs- und Dienstleistungszentrum konzipiert. Das Gebäude aus der Feder von me di um Architekten verfügt über eine vielschichtige, offene Struktur, tiefen Grundrissen, die großes Potenzial für die Umnutzung zu einer Schule bieten. Mit einer kompakten Bauweise, einem hohen, transparenten Fassadenanteil, Regenwassersammlung, Betonkernaktivierung und trennungsfähigen Materialien erfüllt der Bestand für die damalige Zeit hohe Standards für nachhaltiges, kreislaufgerechtes Bauen. Auf einer Gesamtnutzfläche von ca. 20.000 qm wird Platz für ca. 1.100 Schüler:innen sein. Das pädagogische Konzept der neuen Stadtteilschule gestaltet sich dabei offen, zukunftsorientiert und individuell und verfolgt die 17 SDGs.
Ziel
Das Planungsteam knüpft mit dem Ziel des maximalen Bestandserhalts an die Grundidee, im Sinn des Urban Minings an. Um dem Anspruch an Nachhaltigkeit im Umgang mit dem Bestand gerecht zu werden, wird mit den vorhandenen Flächen und Materialien nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip gearbeitet und Rückbauten weitgehend vermieden. Es gilt, das Potential des Gebäudebestands zu revitalisieren und im neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Dafür notwendige Maßnahmen und Bauteile – beispielsweise ein erhöhter Schallschutz und weitere Fluchttreppen – werden konzeptionell entwickelt und additiv ergänzt. Sport und Bewegung sind nicht nur integraler Bestandteil des pädagogischen Konzepts, sondern eine fundamentale Basis. Deshalb sollen Sport- und Bewegungsangebote im gesamten Gebäude stattfinden.
Herausforderungen
Die Umnutzung eines ehemaligen Kaufhauses zur Stadtteilschule bietet viel Potenzial und ganz neue Möglichkeiten. Die offenen Bestandsgrundrisse ermöglichen ein modernes, pädagogisches Konzept und offene Lernlandschaften. Die flächendeckende Sprinkleranlage ermöglicht unter anderem, das große Atrium zum Pausenhof und informellen Lernort umzunutzen. Bauliche Defizite im Bereich Raum- /Bauakustik und Brandschutz werden gezielt ertüchtigt. Der Komplettaustausch von Bauteilen erfolgt nur in Ausnahmefällen. Dies schont die knappen Ressourcen und minimiert das Abfallaufkommen.
Kooperationen
Die Schulbau Hamburg als Auftraggeberin, die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) als zukünftige Nutzerin und das agn-Planungsteam verfolgen gemeinsam eine Vision: In dem ehemaligen Vivo einen innovativen, attraktiven und inspirierenden Treffpunkt für Bildung, Lernen und Lehre zu schaffen. Dabei werden in Teilen festgeschriebene Wege verlassen und unkonventionelle Konzepte umgesetzt.
Mehrwert
Unter der Prämisse des maximalen Bestanderhalts zielt die Baumaßnahme auch darauf ab, einen Ort zu schaffen, der zu einem lebendigen Stadtteil beiträgt und gleichzeitig zu einem nachhaltigen, zukunftsorientierten Lebensstil anregt. Für die erfolgreiche, pädagogische Nutzung werden erforderliche Bereiche und neue Lösungsansätze im Team entwickelt und planerisch umgesetzt. Außerdem wird die Einrichtung „Leben mit Behinderung“ im Gebäude integriert und mit dem Fokus auf Inklusion im Planungsprozess berücksichtigt. Darüber hinaus ist ein öffentliches Café für die Nachbarschaft geplant, die Fahrradwerkstatt soll öffentlich sein, in der Schule produzierte Recyclingmöbel sollen verkauft werden und die vielfältigen Sporteinrichtungen werden für den Stadtteil geöffnet.
Besonderheit
Schon das ehemalige Einkaufszentrum „Vivo“ war eine architektonische Besonderheit, die jetzige Umnutzung zu einer Stadtteilschule machen das Projekt einzigartig und vorbildhaft. Die Arbeit mit dem Gebäudebestand fordert alle Projektbeteiligten heraus, Denkweisen und Gewohnheiten zu hinterfragen und neue räumliche Konzepte zu entwickeln. Nach dänischem Vorbild wird das Atrium zum Herzstück der Schule. Die offenen Bestandsgrundrisse ermöglichen ein modernes, pädagogisches Konzept und offene Lernlandschaften.