Ravelin V (ehemaliges Schlachthofareal) Saarlouis

2. Platz / lebenswerter Freiraum

Beschreibung

Gestaltung des ehemaligen Schlachthofareals auf dem Boden der barocken Festungsanlage von Sébastien le Prestre de Vauban. Restauration historischer Festungsbauwerke (konserviert durch Erdreich und Schutt der Jahrhunderte) und Integration moderner Parkelemente. Konservierung der Festungsbauwerke einerseits und kontrastierende skulpturale Bauwerke andererseits erschließen dem Besucher physisch und didaktisch das Grabungsfeld. Brüche zwischen den Zeitebenen durch schroffe Bleche sichtbar gemacht.

Ziel

Wir wollen dem Festungstouristen und dem alltäglichen Nutzer einen Schlüssel anhand geben, für sich die Geschichte der Heimatstadt oder der Festungsbauwerke zu erschließen. Ohne Lehrbuch, zunächst durch sinnliche und haptische Erfahrung indem der Boden aufgebrochen wird und durch Aufzeigen von Schichten und Brüchen Zeitepochen ablesbar werden: Die barocke Festung – preußische Überformung – Schleifung der Festung –aus WKII – Wiederaufbau der modernen Stadt auf dem orthogonalen Festungsgrundriss.

Herausforderungen

Der Strukturwandel in Regionen des niedergehenden Bergbaus stellt insbesondere kleinere Städte vor die immense Herausforderung, der Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen entgegenzuwirken. Neben strukturpolitischen Maßnahmen sollen bauliche Interventionen als Leuchtturmprojekte Identifikationswerte schaffen. Die Festungsanlage von Saarlouis stellt sich gleich mit den Vauban´schen Festungen von Luxemburg und strebt an, mit ihnen in den Status des Weltkulturerbes erhoben zu werden.

Kooperationen

Die Kooperation mit Planungspartnern, hier: Vermessung, Statik, Infrastruktur- und Lichtkonzeptplanung ist für uns hier wie in den meisten Projekten eine Selbstverständlichkeit. Konstruktive Zusammenarbeit mit IB Sauder im restaurativen Bereich für Natursteinarbeiten. Inhaltliche Zusammenarbeit mit dem Fachamt für Stadtentwicklung und Denkmalpflege der Stadtverwaltung und der Landesdenkmalpflege. 2 Projektbegleitende Symposien mit Historikern und Festungsspezialisten aus F, Lux und D.

Mehrwert

Zusammenführung von Restbauwerken der Festungsanlage zu einer größeren baulichen Einheit. Komplementäre Informationen durch das örtliche Museum mit Modellen der Festung, Planzeichnungen und umfänglicher Literatur sowie einem 3D-animierten Film, der einen Spaziergang durch die barocke Festungsstadt zeigt. Regelmäßig Führungen durch die „offene Baustelle“. Bespielung durch ein kulturelles Programm mit dem Höhepunkt der Barocken Sommerfestspiele. Zusammenarbeit mit den intern. Festungsstädten.

Besonderheit

1. Besonderheit der Erbauer Vauban und de Choisy: Festungsplan ex nihilo als sternförmiger Idealgrundriss. Besonderheit im aktuelle Projekt: Thematisierung der Schleifung, die in den späten 1890er Jahren erfolgte. Abtrag der Befestigungsanlagen bis nur wenige Zentimeter unter das 0-Niveau der Stadt, so dass überall im Untergrund nahezu perfekt erhaltene Bauwerke erhalten sind, die z.T. als Subkonstruktion neuer Bauwerke dienten. Einblick in Dimension, Konstruktion und damaligen Bauablauf.