Neuer Lebensraum auf SPINELLI, Mannheim

3. Platz / Urbanes Flächenrecycling

Beschreibung

Der Freizug der ca 81 großen Spinelli Barracks in Mannheim hinterließ eine Brachfläche, die eine städtebauliche Neuordnung und Entwicklung im Sinne einer Revitalisierung erforderlich machte. Der größte Teil des Plangebietes konnte unter Einbezug angrenzender Freiflächen für die Entwicklung des stadtteilübergreifenden Grünzugs Nordost gesichert werden. Neben der Freiraumentwicklung bot sich zugleich die Chance, einen Teil der aktuellen Wohnraumbedarfe in Mannheim zu decken und Stadtentwicklung unter klimaoptimierten Aspekten umzusetzen. Angrenzende Siedlungsränder wurden im Sinne einer Stadtreparatur klar gegliederte und weiterentwickelt. Die Bundesgartenschau, die im Jahr 2023 auf SPINELLI stattfand, setzte dabei wichtige Impulse für die qualitative Flächenentwicklung.

Ziel

Die Umwandlung von SPINELLI unterstützt die Ziele einer nachhaltigen Sicherung von heimischen Tier- und Pflanzenarten mittels neu angelegter Habitatstrukturen für Mauereidechsen, Wildbienen u. Vögel, sowie die infrastrukturelle Vernetzung durch Anlage neuer öffentlicher Wegesysteme und eines Radschnellweges. Mit der Herstellung des Grünzug Nordost und neuen städtebaulichen Entwicklungsflächen auf SPINELLI wurden bestehende Siedlungsbereiche behutsam erweitert und zu einer „Stadtkante“ zur angrenzenden Parklandschaft ausgebaut. Im entwickelten Städtebau werden Bestand und neues Quartier durch die Schaffung sozialer Infrastruktur, Nahversorgung und Angebot an Einzelhandel miteinander verknüpft. Die vorgelagerten Freiflächen des Grünzuges dienen als Kaltluftentstehungsgebiet.

Herausforderungen

Im Rahmen des Entwicklungsprozesses bestand die wesentliche Herausforderung darin, abstrakte Ideen einer zukunftsorientierten, klimaoptimierten Stadtentwicklung von einer konzeptionellen Ebene in gebaute Projekte zu übertragen und dabei Antworten auf die entsprechenden relevanten Fragen zu finden: Wie gestaltet man eine Stadt klimaangepasst? Wie können Grünräume gegen konkurrierende Nutzungsansprüche gesichert werden? Welche Angebote machen Freiräume an verschiedenste Akteurs- und Nutzergruppen? Die Beantwortung dieser Fragen und die Arbeit an den realisierten baulichen Lösungen war Gemeinschaftsaufgabe einer Vielzahl von Akteuren aus Bürgerschaft, Politik, Verwaltung, städtischen Töchtern (MWSP, BUGA gGmbH), deren Wünsche untereinander abgestimmt werden mussten.

Kooperationen

Hohe Priorität hatte die frühe Einbindung der Bürgerinnen bzw. Vertreterinnen politischer Gremien in den Planungsprozess. Die Projektverantwortlichen initiierten offene Planungsgruppen erarbeiteten gemeinsam mit Fachleuten Eckpunkte, welche bereits im Mai 2014 vom Gemeinderat als Grundlage für den Planungsprozess beschlossen wurden. In öffentlichen Kolloquien und Informationsveranstaltungen hatten die Beteiligten kontinuierlich die Möglichkeit, sich mit den Planungsbüros auszutauschen und ihre Wünsche einzubringen. Im Rahmen der Durchführung der Bundesgartenschau konnte zusätzlich ein breites Akteursnetzwerk aus Vereinen, Interessensvertretern und Industrie aufgebaut werden, um zu zeigen, wie die Leitthemen Klima, Umwelt, Energie und Nahrungsmittel in der Praxis umgesetzt werden können.

Mehrwert

Vor dem Hintergrund sich verändernder Wetterprozesse hat Mannheim mit der Umwandlung von SPINELLI die außergewöhnliche Chance genutzt, die dringend erforderliche klimaökologische Anpassung der Stadt systematisch anzugehen. Neben großen Freiflächen, die nicht nur schützenswerten Tier- und Pflanzenarten zugutekommen, profitieren besonders die Bürgerinnen und Bürger der Stadt von den Entwicklungsmaßnahmen. Unterschiedliche Alters- und Bevölkerungsgruppen– von Studierenden über Familiengründer bis zu Senioren – können zukünftig auf SPINELLI miteinander leben. Die städtebaulichen Entwicklungsflächen bieten einer pluralisierten „bunten“ Gesellschaft mit ihren unterschiedlichen Lebens- und Wohnentwürfen und unterschiedlichen Einkommensgruppen eine Chance auf attraktiven, bezahlbaren Wohnraum.

Besonderheit

Zentrale Idee des Grünzuges ist ein revitalisierendes Gestaltungskonzept, das zeigt, dass die Stadt von Morgen nicht gegen die Natur lebt, sondern mit ihr in einen konstruktiven Dialog tritt. Ein besonderes Augenmerk liegt neben klimaökologischer Stadtentwicklung auf der Bereitstellung von Wohnraum, der sozial durchmischt ist und auf nachwachsende Baustoffe zurückgreift (Holzbau). Mannheim setzt auf SPINELLI eine 30%-Quote für preisgünstigen Wohnraum um. Die Vielfalt an unterschiedlichen Wohnformen sowohl im Geschosswohnungsbau- als auch im Reihenhaussegment fördert die soziale Mischung. Die angewandte Konzeptvergabe gewährleistet, dass Grundstücke nicht nach Höhe des Angebotes an die Investoren vergeben wurden, sondern entsprechend der Qualität des Konzeptes (Konzeptvergabe)