Mitmach-Park Weinstadt

3. Platz / kommunikative Stadtgestaltung

Beschreibung

Weinstadt entstand in den 1970ern durch die Gemeindegebietsreform, die fünf Ortschaften zusammenfügte. Im Dialog mit Bürgern wuchs die Idee, den fehlenden gemeinsamen Ortskern durch eine identitätsstiftende Grüne Mitte zu ersetzen. Um die Identifikation zu fördern, wurde von Anbeginn partizipativ geplant mit dem Vorhaben auch Bewirtschaftung und Organisation maßgeblich in die Hand der Bürger zu geben. Es wurde ein zentrales 10 ha großes Areal ins Auge gefasst – das sich jedoch zu rund 60% aus privaten Flächen zusammensetzt. Der Entwurf eines Parks als Patchwork, das von einen stabilen gestalterischen Rahmen gefasst wird, war der Durchbruch zur Realisierung. Er integriert landwirtschaftlich genutzte und private Flächen und prägt im Sinne der „produktiven Stadt“ den neuen Parktypus.

Ziel

Der Mitmach-Park zielt auf die Gestaltung einer generationsübergreifenden u. kulturell gesellschaftlich integrierenden Bühne für das Weinstädter Leben. Essentiell ist Barrierefreiheit, sowohl hinsichtlich eines stufenlosen Zugangs als auch einer zugangsoffenen Atmosphäre, die das Teilnehmen für alle vereinfacht. Darüber hinaus wird ein „Produktiver Park“ angestrebt. Das bezieht sich nicht nur auf den Anbau von Lebensmitteln, sondern auch auf die partizipative Organisation des Betriebs, für die ein passendes Trägerschaftsmodell zu finden ist. Über die Projektlaufzeit (2017-2021) sollen sich Strukturen verstetigen, um ein Fortbestehen zu sichern. Unter dem Druck einer wachsenden Stadt gilt es zudem zentrale Freiräume für die Gemeinschaft zu sichern u. einem Mangel an Grünflächen vorzubeugen.

Herausforderungen

Mit der unkonventionellen Entscheidung – statt eines Marktplatzes, einer Einkaufsstraße oder dem Sitz der Stadtverwaltung einen Park als Ortsmitte zu definieren –, geht die Prämisse einher, einen Park für alle Weinstädter zu gestalten. Der Mitmach-Park muss ein breites Nutzerspektrum aufzeigen und sollte in der Lage sein einerseits viele Funktionen zu vereinen, anderseits einen starken, identitätsstiftenden Charakter zu entwickeln. Mit intensiver Teilhabe unterschiedlichster Akteure wird der Projektentwurf kooperativ zu einer passgenauen, multikodierten Parklandschaft. Ein klares, bauliches Grundgerüst schafft den Rahmen um sowohl die bestehende Nutzung als auch neue, flexible Inhalte aufzunehmen und eine prozessuale Entwicklung zuzulassen.

Kooperationen

Ein identitätsstiftender Freiraum kann nicht Top-down verordnet werden. Um von der Bevölkerung getragen zu werden, ist ein akteurszentrierter, prozessorientierter Zugang notwendig. Mit drei Beteiligungssträngen – breit und erlebnisorientiert, vertiefend und gestaltungsorientiert sowie auf ein langfristig und verbindliches Engagement zielend – fördert die Partizipation nicht nur die Akzeptanz gegenüber politischen Entscheidung. Viel mehr wird ein kollektives Moment evoziert sowie die Beziehung der Bevölkerung zu ihrem Park gestärkt. Die übliche Rolle der Stadt als Grundeigentümer, Planer und Betreiber eines Parks wird beim Projekt Mitmach-Park Weinstadt grundlegend neu definiert: An ihre Stelle tritt ein Modell der Kooperation von Zivilgesellschaft, Planern und städtischen Akteuren.

Mehrwert

Der multikodierte, flexibel nutzbare und integrative Freiraum kann eine Antwort auf die Ausdifferenzierung unserer Gesellschaft sein. Als Reaktion auf die ältere und kulturell sowie ethnisch pluralistische Gesellschaft, ist der Mitmach-Park mit seine adaptierbaren Flächen ein beispielhaftes Planungsvorhaben und Vorbild für zukünftige Freiraumentwicklungen im städtischen und ländlichen Raum. Ein Ort an dem Kommunikation und Miteinander im Fokus stehen. Das Projekt erhält Förderung im Rahmen der Bundesprogramme „Nationale Projekte des Städtebaus“ sowie dem ExWoSt-Programm „Green Urban Labs“ und wird in diesem Zuge durch eine wissenschaftliche Studie des urban catalyst studios begleitet.

Besonderheit

Zwei Kernaspekte heben den Mitmach-Park ab. Zum einen die Partizipation die quasi „danach“ erst richtig beginnt. Die intensive Beteiligung während Planung und Umsetzung zielt auf langfristige Teilhabe der Weinstädter Zivilgesellschaft bei Betrieb, Weiterentwicklung und Pflege des Mitmach-Parks (Gemeinschaftsgärten, Parkforum für Veranstaltungen, Landwirte für Wiesenmahd, Obst- u. Gartenbauverein für Baumschnitt). Daraus ergibt sich auch eine finanzielle Entlastung der Kommune. Der zweite Aspekt ist die Integration vorhandener Nutzungen. Die Gestaltung einer hybriden Freiraumtypologie, die landwirtschaftliche, private und öffentliche Fläche miteinander verwebt. Diese Konstellation fördert respektvolles Nebeneinander und vielfältige Kooperationen.