Beschreibung
Das Projekt Spreestudios / MarinaMarina hat auf einem brach gefallenen Gelände am Lichtenberger Spreeufer, das in den 1920er Jahren als Flussbadeanstalt erbaut und später vom DDR-Zoll genutzt worden war, Raum für neue Formen kreativen Arbeitens geschaffen. Nach langem Leerstand konnte das Areal für eine Standortgemeinschaft aus einer Gewerbebaugruppe und weiteren kleinen Investorengruppen zu einer neuartigen Arbeitswelt als urbanes Refugium in einer grünen Wasserlage am Innenstadtrand entwickelt werden. Umbau Denkmal „Bademeisterhaus“ und ehem. Garagen DDR-Zoll: 3.500 qm Umbau ehem. Dienstgebäude „Platte“: 3.600 qm Umbau ehem. „Kantine“: 1.300 qm Neubau „Werft“: 7.800 qm Umbau Denkmal Restaurant „Bootshaus“: 1.600 qm Neubau „Ritualraum“: 700 qm Öffentliche grüne Uferzone mit Boot
Ziel
In ungewöhnlicher Atmosphäre einen Freiraum für Freidenker:innen zu schaffen, war das Ziel: Dieses verborgen gelegene Spreegrundstück am Rand des Berliner Zentrums sollte statt eines gewöhnlichen Investorenprojekts in behutsamen Schritten zu einer Standortgemeinschaft von Kreativen heranwachsen; und aus lokalen Berliner Kräften heraus eine einzigartige Arbeitslandschaft mit Studios, Ateliers, Büros, Meeting-, Gastronomie- und Gewerbeflächen im Grünen entwickelt werden. Das erfolgreich realisierte Konzept ermöglicht eine einzigartige Verschmelzung von Arbeit und Erholung, von Urbanität und Natur, von historischen Denkmälern und innovativer Architektur. Dabei bleiben die Spuren der Vergangenheit als Flussbad und als Standort von DDR-Behörden noch erkennbar.
Herausforderungen
Die Erarbeitung und Abstimmung eines genehmigungsfähigen Nutzungskonzepts waren zunächst problematisch – für den Bezirk wäre auch eine konventionelle gewerbliche Nutzung vorstellbar gewesen. Gleichzeitig musste das Konzept die Anforderungen einer Finanzierung für höherwertige Nutzungen in einem industrieartigen Gewerbegebiet erfüllen. Statt eines restriktiven Masterplans wurde eine architektonische Vision einer Arbeitswelt von Morgen, erarbeitet durch ein kreatives Team aus Architekt:innen und Bauherr:innen, verwirklicht. Um der Aufgabe gerecht zu werden, Bestände von eher geringem Sachwert zu wahren, und doch neu zu erfinden und in Wert zu setzen, definierten die Entwicklungspartner:innen gemeinschaftliche Ziele, inklusive Verzicht auf räumliche Trennungen im Rahmen der Realteilung.
Kooperationen
Zu Projektbeginn wurde ein Initiatorenteam aus Eigentümer und Projektentwickler (REALACE) gebildet, um gemeinsam den Entwicklungsprozess zu moderieren. Um eine schrittweise Entwicklung und Eigentümerschaft zu ermöglichen, wurde das Gelände sukzessive realgeteilt, jedoch immer unter Erhalt der Einheit durch die geteilte, verbindende Vision. Für die erste Teilentwicklung des Geländes betreute das Initiatorenteam den Aufbau einer „Gewerbebaugruppe“ und kuratierte für sie den Umbau einer Reihe von Bestandsgebäuden. Im weiteren Verfahren erfolgte die gezielte Ansprache von Investor:innen aus persönlichen Netzwerken sowie die frühzeitige, konstante Abstimmung mit Bezirk und Behörden. Auch nach erfolgter Realteilung und Umsetzung werden die Freiräume als Gemeinschaftsgut verstanden.
Mehrwert
Hier wurde ein neuartiger Prototyp der Verschmelzung von Arbeiten und Freizeit etabliert – die Nutzungen sind vielschichtig miteinander verwoben, die Atmosphäre als urbane Oase ist außergewöhnlich. So erfüllte das Projekt von Beginn an eine Pionierfunktion für Lichtenberg und behielt diese Rolle, indem es Nutzer anzog, die bis dahin weite Teile des Bezirks wohl eher für sich ausgeschlossen hätten. Neben der baulichen und inhaltlichen Konversion des Areals konnte auch erreicht werden, das Gelände nicht vollständig zu versiegeln, was nach Plänen des Bezirks denkbar gewesen wäre. Die teils skurrilen Kontraste – mit Denkmälern der 1920er Jahre, den Bauten des DDR-Zolls, dem grünen Ufer und nun zeitgenössischer Architektur – bleiben erhalten und als multiple Transformationsgeschichte erfahrbar.
Besonderheit
Das Projekt steht für Erhalt und Umbau origineller Bestände sowie das Wieder-zugänglich-Machen der von der Natur „wild“ zurückeroberten Teile des Geländes. Sie wurden als zentrale inhaltlich-emotionale Elemente verstanden und wollten, z.T. auch entgegen deutlich reduzierbarer Kosten bei Abriss und Neubau, zum Wiederaufleben gebracht werden. Innovative Verfahren für Prozessmoderation, Entwicklungsstrategie und Eigentümerstrukturen, darunter das Modell „Gewerbebaugruppe“, wurden ermöglicht. Schrittweise erfolgte der „proof of concept“ bzgl. der Nutzungen; in der Folge weitere Teilverkäufe und Entwicklungsschritte. Auf konventionelle Vermarktungs- und Kommunikationsmethoden wurde verzichtet, stattdessen persönliche Netzwerke aktiviert und lokale Behörden inhaltlich stets eingebunden.