Beschreibung
Die Stadt Regensburg braucht ein Kreativareal als Ort kreativer Inspiration, kultur- und kreativwirtschaftlicher Forschung, Entwicklung und Produktion. Mit dem denkmalgeschützten Stadtlagerhaus im Westhafen Regensburgs, dessen Betrieb als Getreidelager 2018 eingestellt wurde und den angrenzenden Lagerhallen, ist ein möglicher Ort mit über 15.000 m2 Nutzfläche, ca. 10.000 m2 Freiflächen und ca. 30.000 m3 vertikaler Silos zur Umsetzung gefunden. Ein lebendiges Kreativareal entsteht jedoch nicht nur durch die besondere Atmosphäre des Ortes, sondern auch durch das Engagement kreativer Nutzungen. Das durchgeführte ko-kreative Werkstattverfahren versteht die lokalen Kultur- und Kreativwirtschaft als Ko-Produzierende und ermöglicht ihre Teilhabe am Projekt noch vor der eigentlichen Planungsphase.
Ziel
Mit dem denkmalgeschützten Stadtlagerhaus als Kreativareal kann ein Ort mit besonderem Charakter und Atmosphäre entstehen - mit einem Mehrwehrt über das Areal hinaus für die ganze Stadt, ihre Unternehmen und die kreative Szene. Gleichzeitig bringt die spezielle Funktionsarchitektur und der städtebauliche Kontext inmitten des aktiven Hafenbetriebs einige komplexe Herausforderungen mit sich. Ziel des vierteiligen ko-kreativen Werkstattverfahrens war, mit etwa 40 Akteur*innen der Kultur- und Kreativszene, städtischen Mitarbeiter*innen und externen Expert*innen in unterschiedlichen Formaten ein gemeinsames Verständnis für die Potenziale und Einschränkungen des Ortes zu entwickeln und erste Ideen, Leitlinien und Empfehlungen für die Entwicklung des Ortes als Kreativareal zu formulieren.
Herausforderungen
Im Kreativareal Stadtlagerhaus finden zwei Probleme zu einer gemeinsamen Lösung: Einerseits braucht es eine wirtschaftlich tragfähige Folgenutzung für das Stadtlagerhaus, da dieses nicht mehr als Getreidelager betrieben werden kann. Durch die Lage im Sondergebiet Hafen sind hier viele potenzielle Nutzungen ausgeschlossen und gleichzeitig bringt der Denkmalschutz des Ensembles die Verantwortung mit sich, das einzigartige Gebäude zu erhalten. Andererseits braucht die Kultur- und Kreativwirtschaft in Regensburg mehr bezahlbaren Raum in zentraler Lage. Gerade für Nachwuchstalente der lokalen Hochschulen fehlt günstige kreative Infrastruktur, aber auch etablierte Unternehmen brauchen Erweiterungspotenzial. Das Kreativareal Stadtlagerhaus verbindet den Erhalt mit der neuen kreativen Nutzung.
Kooperationen
Die Realisierung des Kreativareals Stadtlagerhaus Regensburg ist ein gemeinsames Projekt vieler beteiligter Akteur*innen. Die Bereitschaft und Unterstützung der Eigentümerin das Stadtwerk Regensburg GmbH, die städtische Initiative und Projektleitung des Amts für Wirtschaft und Wissenschaft, die Impulse der Hochschule im Rahmen des Studierendenwettbewerb IACOBUS und auch das Engagement der lokalen Kultur- und Kreativwirtschaft während der ko-kreativen Werkstätten hat gemeinsam den Grundstein für die nun folgende Entwicklung gelegt. Zudem wurde ein unabhängiges Advisory Board mit Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Vertreter*innen der Kultur- und Kreativwirtschaft zur Beratung eingerichtet und es laufen kontinuierliche Abstimmungen mit der Erbpachtgeberin Bayernhafen GmbH & Co. KG.
Mehrwert
Das ehemalige Stadtlagerhaus ist nicht nur als einzigartiger architektonischer Baustein des Regensburger Stadtbilds erhaltenswert. Das Denkmalensemble kann durch die Nutzung als Kreativareal - anders als bisher - für die Öffentlichkeit erlebbar gemacht werden. Als kreativer Standort hat es zudem das Potenzial über die Stadtgrenze hinaus zu strahlen und durch Synergien zukünftiger Nutzungen Impulse für Wirtschaft, Wissenschaft und die kreative Szene zu setzen. Darüber hinaus kann der Umbau, die Sanierung und Nutzbarmachung des Modellprojekt für eine neue Umbaukultur sein, die vorhandene Ressourcen in der Stadt wertschätzt und weiterentwickelt. Ein behutsamer Umgang mit dem Bestand, nutzerbasierte und unkonventionelle architektonische Lösungen passen gut zum Charakter eines Kreativareals.
Besonderheit
Unterschiedliche Interessen im Rahmen der Entwicklung von städtischen Gebäuden und Flächen, sowie das notwendige Umdenken angesichts klimatischer Anforderungen und knapper Ressourcen, verlangen neue Wege der planerischen Aushandlung, Transparenz, Teilhabe und eine Dynamisierung der Projektentwicklung. Insbesondere für die Entwicklung eines Kreativareals innerhalb einer städtischen Immobilie braucht es eine enge Verzahnung von Top-Down mit Bottom-Up Prozessen. Die frühzeitige Beteiligung innerhalb der ko-kreativen Werkstätten stellt sicher, dass mit dem Kreativareal ein Ort für und mit der lokalen Kultur- und Kreativwirtschaft entsteht. Das erarbeitete Ergebnis ist Ausgangspunkt, Leitlinie und Ressource für die politische Entscheidungsfindung und weitere ko-kreative Planungsformate.