KRAFTWERK

2. Platz / Urbanes Flächenrecycling

Beschreibung

In einem ehemaligen, seit 20 Jahren stillgelegten Heizkraftwerk im Münchner Stadtteil Obersendling wurden Flächen revitalisiert und neu geschaffen, bisher völlig ungenutzte Technikräume in Gastro-, Retail- und Office-Flächen recycled. Eine ehemalige Maschine verwandelte sich in Architektur. Und die Aufgabe des Architekten war eher die eines Regisseurs: Infrastruktur durch vorhandene Raumgestalt zu legen um aufregendes Erleben von neuen Nutzungen zu ermöglichen.

Ziel

Das Kraftwerk, konstruktiv ein Hybrid aus Stahlbeton und Stahl, verfügt über ein beeindruckendes Raumvolumen und ungewöhnliche Raumfolgen, die zum Großteil erhalten werden konnten und heute begeistern. Durch die neue Nutzung mit Flagshipstore und Restaurant mit Dachterrasse im Sockelbereich und Loftbüros auf sechs Ebenen im Turmbereich, konnte ein Stück Münchner Industriegeschichte und ein markanter städtebaulicher Ankerpunkt erhalten werden.

Herausforderungen

Das Problem war ein seit 20 jahren asbestverseuchter, leerstehender Stadt-Gigant, ein Betonberg der trotz seiner schieren Größe eine eigentlich unbeachtete, unnutzbare Mitte eines ganzen Stadtviertels darstellte. Die Obersendlinger Bürger passierten täglich diese Maschine, das obsolete Kraftwerk, ohne zu wissen, daß es längst außer Funktion war. Stoisch akzeptierte man die Ruine. Die Lösung war aber eben nicht der Abriss! Sondern das Upcycling der Baumasse, der Flächen, der Fassaden.

Kooperationen

Die Arbeit an diesem Objekt war essentiell geprägt durch die beteiligten Personen und Entscheider, die dort der Idee des "empirischen Bauens" folgten. Partnerschaftliches Handeln war hier vor allem "Wille zur Vorstellung". Angefangen vom Bauherrn, der Bank, der Gemeinde, der Behörde, den Planern bis über die Mieter und Endnutzer entwickelte sich eine Kultur des "Machens", des "Umsetzens", der "konstruktiven Pragmatik". "Bauen by doing" ohne Risiko-Absicherung, voller gegenseitigem Vertrauen.

Mehrwert

Das revitalisierte Kraftwerk ist heute zum Einen gelebte Zeitgeschichte für den umliegenden Stadtteil und dessen Bürger. Zum anderen bietet es aufregend Neues. Wo vorher ein gebauter "Berg" einer städtischen Versorgungseinrichtung stand, verschlossen, monofunktional, reine Technik, ist es heute möglich, diesen Babelberg zu besteigen, das Innere zu erkunden, Ausblicke zu geniessen. Der Bau vereint heute Arbeitswelt und Genusswelt. Es ist ein Haus für alle geworden.

Besonderheit

Das Projekt unterscheidet sich ganz wesentlich von anderen Projekten, da es von Anfang an einem empirischen, nicht konzeptuellen Ansatz folgen musste. Mit dem Start brereits wurde gebaut, entbaut, entsorgt. Im Bauen entstand erst die Annäherung. Die Suche nach dem Nutzungskonzept. Ein früh entwickeltes, im Ergebnis innovatives Brandschutzkonzept ermöglichte bis zuletzt offene Nutzungsszenarien. Es wurden Mieter für das Objekt gesucht, nicht das Objekt für die Mieter gebaut.