Holstenfleet Kiel / Kleiner Kiel-Kanal

1. Platz / Reaktivierte Zentren

Beschreibung

Das Projekt verfolgt das Ziel eine vormals hochfrequentierte, innerstädtische Durchgangsstraße zu einer Platzfläche mit hoher Aufenthaltsqualität umzugestalten. Durch die Einordnung zweier raumgreifender Wasseranlagen wurde an der Schnittstelle zum Altstadtkern ein historisches Motiv wiederbelebt. Das Freiraumprojekt ist zentraler Baustein einer Richtung Förde entwickelten, öffentlichen Wasser-Platz-Folge. Es adressiert die Innenstadt als vitale Einkaufsadresse und stärkt durch die erlebnisorientierte Gestaltung des öffentlichen Raums das Stadtzentrum als Identitätsort für Alle. Die Impulsmaßnahme ist Vorbild für weitere Entwicklungsprojekte der Innenstadt. Wo noch vor wenigen Jahren Fußgänger in Straßenrandbereiche gedrängt wurden, ist heute ein prominenter Begegnungsort entstanden.

Ziel

Ziel war es die als stadträumlichen Barriere wirkenden Holstenbrücke zu einem belebten Stadtplatz umzugestalten. Besonderes Anliegen der Sailing City-Kiel war es mit der Umbaumaßnahme die Erlebbarkeit des Wassers in der Stadt zu fördern. Die Innenstadt sollte als gut erreichbares Zentrum Kiels reaktiviert werden. Zugleich zielte die Umbaumaßnahme auf die Neuordnung der innerstädtischen Verkehre. Vor allem der Fuß- und Radverkehr, die bestehenden und neu entstandene Geschäftslagen, sowie die Innenstadt als Wohnstandort sollten gestärkt werden. Über allem Stand die Absicht im Herzen der Stadt einen positiven Ort zum Wohlfühlen zu schaffen, von dem - seiner zentralen Lage entsprechend - eine emotionale Orientierung und identitätsstiftende Kraft ausgeht.

Herausforderungen

Das Projekt sollte unterschiedliche Fragen der Reaktivierung des Stadtzentrums miteinander verbinden. Eine erlebnisreiche Innenstadt für alle erfordert Barrierefreiheit, die leichte Zugänglichkeit der Versorgungsangebote, sowie die Förderung einer Stadt der kurzen Wege mit Priorisierung des ÖPNV mit verkehrssicheren Fuß- und Radverkehrsräumen. Dabei war uns klar, dass die Identifikationskraft des Stadtzentrums immer auch von der umweltgerechten Ausrichtung der öffentlichen Infrastruktur abhängt - insbesondere an der Schnittstelle zur geschäftsdominierten Fußgängerzone. Daher wurde besonderes Augenmerk auf großzügig ausgestattete Aufenthaltsangebote ‚ohne Konsumzwang‘ gelegt. Die komplexen Problemstellungen wurden vorbildlich, baukulturell nachhaltig und konstitutiv stadtbildprägend gelöst.

Kooperationen

Das Projekt ist das Ergebnis eines Planungsprozesses in das ein breites Akteurspektrum eingebunden war. Nach Durchführung des internationalen Realisierungswettbewerbs, folgte eine intensive Planungsphase die von der Verwaltung, einem Öffentlichkeitsbeteiligungsprozess und einer anhaltenden, politischen Debatte begleitet wurde. Unterschiedlichste Akteure der Stadtgesellschaft brachten sich in die Planung ein. Neben der Diskussion in öffentlichen Foren wurden Vorschläge zur Gestaltung aus der Bürgerschaft eingereicht, bewertet und öffentlich diskutiert. Durch den anhaltenden, öffentlichen Diskurs hat sich das Projekt stetig weiterentwickelt und wird heute im Bewusstsein der Stadtgesellschaft als wichtige Impulsmaßnahme zur Aufwertung der Innenstadt wahrgenommen.

Mehrwert

Die Innenstadt wird als Erlebnisort, touristische Adresse, und Wohnort gestärkt. Durch die Impulsmaßnahme wurden bis heute ca. 100 Mio € private Folgeinvestitionen ausgelöst. Im Nahbereich der Maßnahme entstehen derzeit, zeitgleich zur Aufwertung der baulichen Bestände, neue hochwertige Geschäftslagen. Die Aufwertung des öffentlichen Raums und nachrückende, publikumsorientierte Angebote sind Frequenzbringer und Motor der ‚1A-Lage Innenstadt‘. Sie beleben den Stadtraum und stärken das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum auch über die normalen Geschäftszeiten hinaus. Neben der Erweiterung von Außengastronomieflächen wurde besonderes Augenmerk auf eine intuitive Orientierung und gute Anbindung der angrenzenden Stadträume gelegt. Die ehemalige Barriere wurde so zur Innenstadt-Kontaktzone.

Besonderheit

Das Projekt ist ein Beitrag zum klimagerechten und wassersensiblen Umbau der Innenstadt. Ein Schilfband übernimmt die Funktion der Gewässerreinigung und Kühlung des Stadtraums in Hitzeperioden. Zugleich wird der Aufwand für Pflege und Unterhaltung deutlich reduziert und eine hohe Gewässergüte gesichert. Das Holstenfleet ist ein bedeutendes bauliches Referenzprojekt der ‚Klimaschutzstadt Kiel‘ die 2021 mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde. Als besondere Innovation ermöglicht der oberflächengleiche Anschluss der straßenverkehrlich genutzten Bereiche eine stufenlose Querung auf ganzer Platzlänge. Die Umgestaltung der Holstenbrücke ist eines der aktuellsten, nationalen Modellprojekte der ‚geteilten Nutzung‘ von Verkehrsflächen in Innenstadtlagen.