»Herne Zeppelinstraße« Apartmenthaus für Menschen mit Behinderungen

Nominierung / Intelligente Nachverdichtung

Beschreibung

Das denkmalgeschützte Backsteinarchitekturensemble der Zwölf Apostel Kirche, bestehend aus Gemeindehaus und Pfarrhaus, wurde umgenutzt und durch einen Neubau ergänzt. Der Neubau mit 24 Apartments für Menschen mit seelischen Behinderungen schließt seitlich am Pfarrhaus an und bildet einen neuen Innenhof. Das ehemalige Pfarrhaus wurde für die Tagesstrukturnutzung umgebaut. Der Neubau orientiert sich mit seinen Gemeinschaftsflächen zum Innenhof, der als gemeinschaftlicher Wohnhof für die Bewohner genutzt wird. Der Wohnhof bildet zusammen mit dem Kirchenvorplatz und dem ein Folge von differenzitern öffentlichen und halböffentlichen Räumen.

Ziel

Das städtebauliche Ziel war, das bestehende Gebäudeensemble mit einem neuen Baustein intelligent und nachhaltig zu ergänzen. Dabei sollte die Nachverdichtung zusätzliche Qualitäten im Freiraum schaffen. Dies ist durch den neuen Wohnhof und die neu enstandende Folge von öffentlichen Räumen umgesetzt worden. Gleichzeitig konnt das denkmalgeschützte Pfarrhaus in seine ursprüngliche Raumstruktur zurückgebaut werden und mit neuen Nutzungen belebt werden. Das konzeptionelle Ziel war die Planung eines Apartmenthauses für Menschen mit Beeinträchtigungen nach den Ideen des gemeinschaftlichen Wohnens.

Herausforderungen

Der soziale Anspruch der Bethel Stiftung, einen Ort zu schaffen, der Kommunikation einfach und selbstverständlich macht, wird mit mit den Möglichkeiten der Architektur unterstützt. »Begegnung« als Entwurfsprinzip: Am Schnittpunkt alltäglicher Wege gibt es immer wieder Möglichkeiten für Kontakt und Austausch. Die Erschließung im Neubau erfolgt über eine »innere Straße«, an der die gemeinschaftlichen Aufenthaltsbereiche wie kleine Plätze oder Häuser liegen. Dies sind die Gemeinschaftsräume (im EG mit Terrasse am Innenhof) und die Waschsalons. Von hier aus kann man durch transparente Fassaden Hof und Flur überblicken und Kontakt zu anderen Bewohnern aufnehmen. So funktionieren auch die Loggien im ersten Obergeschoss: Sie bieten einen geschützten Platz, ermöglichen aber auch Kommunikation.

Kooperationen

Der Umbau des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes fand in enger Abstimmung mit der unteren Denkmalbehörde der Stadt Herne und der oberen Denkmalbehörde vom LWL statt. Das Ergebnis wurde im Nachgang von beiden Seiten als besonderes Gebäude gewürdigt. Das ehemalige Pfarrhaus war zum Tag des offenen Denkmals zugänglich. Weitere Kooperationen sind im Rahmen der Planung und der jetzigen Nutzung mit der evangelischen Kirchengemeinde, dem benachbarten Arbeitslosenzentrum Zeppelin und dem Institut für Kirche und Gesellschaft entstanden. Im Rahmen dieser Kooperationen ist u.a. eine Gartengruppe enstanden und ein Tauschschrank gebaut worden, der von den Bewohner kuratiert wird. Die räumliche Nachverdichtung ist somit auch eine Verdichtung sozialer und gemeinschaftlicher Tätigkeiten im Quartier.

Mehrwert

1. Denkmalschutz: Im ehemaligen Pfarrhaus konnte neben den historischen Raumfolgen auch das 2-geschossige Holztreppenhaus wieder freigelegt werden. Es bildet jetzt das Zentrum für die neue Tagesstrukturnutzung. 2. Vernetzung im Quartier: Das Projekt ist von Anfang an in Abstimmung mit der evangelischen Kirchengemeinde entstanden. Dadurch ergeben sich über die Bauzeit hinausgehende Kooperation wie z.B eine gemeinsame Gartengruppe für das Gelände der Kirche und der Wohngruppe. Darüber hinaus engagieren sich die Bewohner der Wohngruppe im Quartier. Aktuell betreuen sie einen Tauschschrank, der in unmittelbarerer Nähe entstanden ist. Das Haus öffnet sich bei Gelegenheit für die interessierte Öffentlichkeit

Besonderheit

Städtebauliche Einbindung: Das ehemalige Pfarrhaus bildet zusammen mit dem Gemeindehaus (beide Bj 1916) dem Kirchturm (1930er Jahre) und dem Kirchengebäude (1960er Jahre) ein städtebauliches Ensemble. Der winkelförmige Anbau im Bereich des ehemaligen Pfarrhofes ist ein neuer Baustein in diesem Ensemble. Er bildet einen neuen Wohnhof aus und erweitert so die Folge von miteinander verbundenen Höfen und Plätzen: den Kirchenvorplatz an der Zeppelin-/Hauptstr. und den Kirchhof mit den 60er Jahre Gebäuden.