Bürgerpark Lindau

Bewerbung / lebenswerter Freiraum

Beschreibung

Die Insel Lindau steht mit dem Rückbau der Parkplatz- und Gleisanlagen mittelfristig vor der Chance, die Hintere Insel mit der Hauptinsel zu einer neuen starken Einheit zu verbinden. Der grüne Parkring umschließt den dichten Altstadtkern und schafft zu allen Seiten einen öffentliche Freiraum zur kontrastierenden Weite des Bodensees. Diese besondere, historisch gewachsene Struktur wird als Alleinstellungsmerkmal Lindaus begriffen und mittels adaptierter städtebaulicher und landschaftlicher Motive zur vollendeten städtischen Garteninsel weiterentwickelt. Das Projekt umfasst die Neugestaltung der ehemaligen Parkplatzflächen und Umgestaltung bestehender Grünanlagen. Mit dem Rückbau der Bahngleise entstehen städtebauliche Entwicklungsflächen, die gemeinsam entworfen wurden.

Ziel

Ihren Ursprung nahm die Entwicklung auf der Hinteren Insel Lindau mit dem Vorhaben einer langfristig angestrebten Konversion ehemaliger Verkehrsflächen (Bahn, ruhender Verkehr) in erlebbare Freiräume und einer städtebaulichen Neuordnung in Form einer angemessenen Bebauung. Die Ausrichtung einer Gartenschau erschien als passendes Instrument zur Stadtentwicklung und konnte hierfür die Grundlagen schaffen. Unter Einbeziehung der Bürger*innen wurden im Vorfeld der Bewerbung in Werkstätten und Spaziergängen Defizite und Chancen für diesen einzigartigen Standort auf der Insel herausgearbeitet. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen und eingebettet in das „gesamtstädtische Freiraumkonzept – Lindau 2030“ wurde die Gartenschau „Natur in Lindau 2021“ entwickelt.

Herausforderungen

Da die Flächen auf der Insel begrenzt und besonders Ufergrundstücke mit Seeblick begeht Investitionsobjekte sind, war die Sicherung der Uferzone als öffentliches Gemeingut die größte Hürde und zugleich der größter Gewinn des Projekts. Es sollte ein Park geschaffen werden, der allen Bürger*innen offen steht und der Erholung dient. Die geplanten Bauflächen sind vorrangig für Baugruppen, Genossenschaften u.ä. vorgesehen. Eine zweite Hürde lag in einer Bürger*inneninitiative für den Erhalt des Großparkplatzes in seiner ursprünglichen Form. Der Neubau des Parks wäre dadurch gestoppt worden. Die Initiative konnte sich schließlich nicht durch setzten und der Park ein Erfolg. Heute wird diskutiert ob nicht auch der restliche Parkplatz in einen Park Umgestalter werden kann.

Kooperationen

Auftraggeberin war die Stadt Lindau, vertreten durch die „Natur in Lindau gGmbH“ als Veranstalterin der Gartenschau. Die städtebaulich-freiraumplanerische Rahmenplanung wurde gemeinschaftlich in einer Arge zwischen Studio Wessendorf und Atelier Loidl entwickelt. Neben umfangreichen, im Zuge der Gartenschau entstandenen, uferbegleitenden Daueranlagen konnten auch Teile der temporären Ausstellungsflächen in eine dauerhafte Nutzung überführt werden. Wesentlichen Anteil daran nahmen die Vereine Lindau Move, DAV, BUND und Kumop. Die Skateanlage wurde dabei zu großen Teilen in Eigenarbeit der Skater konzipiert und mit Unterstützung der Stadt gebaut. Die Koordinierung und zuständige Fachabteile waren die Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau.

Mehrwert

Die Aktivierung des „hinter dem Bahnhof“ gelegenen Areals erfolgt über ein Parkband, in das vielfältige Angebote eingebettet sind. Sie werden über die Stadt Lindau, Vereine und Initiativen lebendig gehalten. Damit entstehen Orte der sozialen Teilhabe, die zur individuellen Aneignung anpassbar sind. Auf räumlicher Ebene sorgen kurze und komfortabel angelegte Wege und eine generationenübergreifende Angebotsvielfalt für ein konfliktfreies Miteinander. Mit der Entwicklung des Parks wurden die meisten Gehölze erhalten und mit klimaangepassten Bäumen ergänzt. Dies und nicht zuletzt der alte Baumbestand fördern eine emotionale Bindung und verankern den Park in der Bürger*innenschaft.

Besonderheit

Das Projekt agiert passgenau mit den örtlichen Gegebenheiten. Insbesondere die bestehenden Ufermauern aus unterschiedlichen Bauepochen sind ganz selbstverständlich in die Gestaltung integriert. Der Park nimmt sich in weiten Teilen gestalterisch zurück und lässt die Bauwerke der Insel und den Naturraum des Bodensees wirken. Eine weitere Besonderheit liegt in dem Prozessablauf des Projekts. Der städtebaulich-freiraumplanerische Entwurf ist gemeinsam entwickelt worden. Mit dem Mittel der Gartenschau konnte aber der Park zu einem deutlich früheren Zeitpunkt fertiggestellt werden als die Bebauung. Das ist für die Kommunikation und positive Akzeptanz des Gesamtprojekts von erheblicher Bedeutung.