Wohnbebauung Am Häuschensweg, Köln

Nominierung / Urbanes Flächenrecycling

Beschreibung

In Köln-Bickendorf realisierte die GAG Immobilien AG auf einem bislang gewerblich genutzten Grundstück zeitgemäßen Wohnraum für knapp 500 Menschen sowie eine Kita mit vier Gruppen. Köln-Bickendorf ist ein attraktiver und stark nachgefragter Stadtteil im Nordwesten Kölns. Das ca. 1,2 ha große Areal liegt im Blockinneren zwischen Subbelrather Straße im Norden und Häuschensweg im Süden. Mit dem Projekt ist ein Baustein entstanden, der das Leben in Bickendorf bereichert und die vorhandenen Qualitäten stärkt. 35% der Wohnungen sind als öffentlich geförderter Wohnraum erstellt worden.

Ziel

Mit dem Projekt wurde dringend benötigter Wohnraum für die Stadt Köln geschaffen. Im Fokus stand der Aspekt der sozialen Durchmischung mit einem entsprechend vielfältigen Wohnungsangebot. Darüber hinaus war die isolierte Lage des Areals aufzulösen und ein sinnfälliger Bezug zum städtischen Umfeld herzustellen. Mit der Verlängerung der Nagelschmiedgasse durch das Plangebiet wurde eine neue Nord-Süd-Verbindung geschaffen. Sie teilt den ursprünglich sehr großen Baublock in überschaubare Nachbarschaften; ergänzt um weitere fußläufige Verbindungen wird das Plangebiet feingliedrig mit seinem Umfeld vernetzt. Ein zentraler Quartiersplatz sowie kleinere Eingangsplätze im Süden und Norden schaffen Aufenthalts- und Begegnungsräume für die alten und neuen Bewohner Bickendorfs.

Herausforderungen

In einer Zeit allgemeiner Ressourcenüberlastung wird die Stadt selbst zur Ressource für ihre Erneuerung. Nicht das ständige „Neubeginnen“ auf bisher nichtstädtischen Flächen steht im Fokus, sondern die Veränderung der bestehenden Situation. Entscheidend hierbei ist, inwieweit es gelingt das Neue in einen sinnstiftenden Bezug zum Bestehenden zu setzen. Das fortwährende „Arbeiten an der Stadt“ im Dialog mit dem Bestand wird damit zum zentralen Arbeitsfeld für Städtebau und Architektur. In diesem Sinne leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Entwicklung Kölns.

Kooperationen

Im Rahmen der Realisierung wurde zunächst ein vorhabenbezogener Bebauungsplan mit Beteiligung der Öffentlichkeit erstellt. Städtebau und Architektur wurden vom Büro Lorenzen Mayer Architekten entwickelt. Die Freiraumplanung entstand in enger Zusammenarbeit der Büros Becht Landscape Architecture und Förder Landschaftsarchitekten. Übergeordnet erfolgte die Entwicklung des Quartiers in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber, der GAG Immobilien AG. Die Umnutzung des historischen Herzhäuschens im Süden des Areals erfolgte in enger Abstimmung mit den Anwohnern und dem Verein „Künstler für Bickendorf“.

Mehrwert

Bickendorf grenzt an das lebendige Ehrenfeld, ist aber insgesamt ruhiger. Mit dem Projekt ist ein Baustein entstanden, der das Leben in Bickendorf bereichert und die vorhandenen Qualitäten stärkt. Eine Einrichtung, die eine größere Öffentlichkeit erreicht, ist das Café Herzhäuschen am Häuschensweg. Für das kleine, ehemalige Wohnhaus der 1944 im KZ ermordeten, jüdischen Familie Herz legte der Verein „Künstler für Bickendorf“ ein für die ganze Umgebung identitätsstiftendes Nutzungskonzept vor, das Gedenken und gesellige Zusammenkunft miteinander verbindet. Eine in die Wohnbebauung integrierte Kita bereichert als öffentlichkeitswirksame Nutzung den neu geschaffenen Mathilde-Herz-Weg. Darüber hinaus bietet sie einen wichtigen Raum zur Interaktion junger Familien im Quartier und darüber hinaus.

Besonderheit

Die umgebende Bebauung ist geprägt von einem komplexen Mix diverser Zeitschichten. Sie bildet mit ihren vielfältigen Typologien und Raumstrukturen das Vokabular für die Gestaltung der neuen Bebauung. Analog zum umgebenden Bestand wurde ein Passstück entwickelt, welches sich selbstverständlich in die bestehenden Stadtstrukturen einfügt und diese durch neue Verknüpfungen und Funktionen bereichert. Ganz bewusst wurden dabei pittoreske Einzelsituationen mit all ihren Widersprüchen zugelassen. Besonders deutlich wird dies an der Einbindung des Projekts in den heterogenen Baubestand der Subbelrather Straße oder der Integration des denkmalgeschützten Herzhäuschens am Häuschensweg, wo unterschiedlichste Baustrukturen auf engem Raum eine spannungsvolle und vielschichtige urbane Situation erzeugen.