Eiswerk Berlin

2. Platz / Urbanes Flächenrecycling

Beschreibung

Im Berliner Stadtteil Mitte, zwischen Spree und Köpenicker Straße, erstreckt sich das Gelände der ehemaligen Norddeutschen Eiswerke, einer der ältesten Eisfabriken Deutschlands. Drei verschiedene Bauteile wurden hier saniert, umgebaut oder neu errichtet: An der Köpenicker Straße wurde das bestehende Wohngebäude von Anfang des 20. Jahrhunderts durch einen Neubau mit Wohnungen und Gewerbeeinheiten ergänzt. Der Mittelbau, das denkmalgeschützte ehemalige Kühlhaus, wurde entkernt und renoviert. Dieser Teil wurde in ein Geschäftshaus mit Co-Working-Büroeinheiten verwandelt. Zur Spree bildet ein Neubau schließlich die markante Besetzung der Uferseite. Vier horizontal gegeneinander verschobene Ebenen lassen individuelle Geschosse und Terrassen entstehen und bilden einen Bürobau neuen Typs.

Ziel

Kernidee des Entwurfs war es, die einmalige Atmosphäre der denkmalgeschützten, industriell geprägten Bauwerke der Eisfabrik zu erhalten und sie mit passgenau eingefügten Baukörpern zu ergänzen. Dank der Mischnutzung aus Wohnen, Büros, Gastronomie und Gewerbe bleibt das Areal auch nach 18 Uhr belebt. Das Gebiet um das Eiswerk wird aktiviert und findet den Anschluss an das umliegende, sich rasant entwickelnde innerstädtische Viertel.

Herausforderungen

Das Grundstück der ehemaligen Eiswerke ist Teil des Sanierungsgebietes „Nördliche Luisenstadt“ in Berlin-Mitte und die ehemalige Fabrikanlage der Norddeutschen Eiswerke steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Diese beiden Sachverhalte führten zu ebenso intensiven und wie produktiven Abstimmungsprozessen, die die Planung und den Bau des Projektes begleiteten und den Schutz des Bestandes und seiner besonderen Atmosphäre sicherstellten.

Kooperationen

Das Nutzungskonzept wurde von GRAFT in Zusammenarbeit mit dem Eigentümer und Auftraggeber Trockland Management entwickelt. Die daraus resultierenden Zielsetzungen wie z.B. ein gemischt genutztes, resilientes Quartier zu entwickeln, eine öffentliche Durchwegung zu ermöglichen und die Komplettierung des Geländes waren die bestimmenden Faktoren für das Gesamtkonzept.

Mehrwert

Dank der Umgestaltung des Areals wurde ein neuer öffentlicher Zugang zur Spree und zur zukünftigen Spreepromenade hergestellt. Das ehemals industriell geprägte Gebiet gewinnt einen Freiraum mit vielfältiger Aufenthaltsqualität. Zum Spreeufer hin öffnet sich ein Vorplatz, der die Eingänge und Lobbys, Konferenzbereiche, Ladenlokale, Restaurants und Zugänge zu den kulturellen Einrichtungen der Eisfabrik sowie der Erdgeschosse aller Gebäude miteinander verknüpft. So gelang es mit der vielfältigen Nutzungsmischung und der Zuwendung zur Spree ein durch fehlende Perspektive heruntergekommenes Areal wiederzubeleben und zum lebendigen Teil des Stadtbezirks werden zu lassen.

Besonderheit

Im Eiswerk ist eine besondere Mischung von Typologien entstanden, die für die jeweiligen Nutzungen eine jeweils eigene Lösung repräsentieren. Ob im vorderen Teil zur Straße, wo die sanierten Wohnungen den Charme der Jahrhundertwende aufleben lassen und der neue Lückenschluss die Straßenfassade in moderner Weise fortsetzt. Ob das ehemalige Kühlhaus, das in eine offene Bürolandschaft umgewandelt wurde, oder der Neubau an der Spreeseite, der mit individuellen Geschossen und Terrassen ein Bürogebäude mit attraktiver Arbeitsumgebungen darstellt – alle Teile des Eiswerks entwickeln nicht nur ob ihrer Nutzung, sondern auch durch ihre Geschichte und Gestaltung eine eigene Identität und tragen so zu einer vielfältigen und ansprechenden Mischung bei.