Bellevue di Monaco, München

1. Platz / Soziale Quartiersentwicklung

Beschreibung

Drei Häuser in der Innenstadt Münchens wurden vor dem Abriss bewahrt, mit begrenztem Budget und viel ehrenamtlichem Engagement saniert. Das Konzept des Wohn- und Kulturzentrums für Geflüchtete entwickelten hirner & riehl architekten im Dialog mit den Nutzern, deren Genossenschaft „Bellevue di Monaco“ gerade im Aufbau war. Die Möglichkeiten und Qualitäten des Bestands zu sichern, zu entwickeln und Ressourcen zu schonen war ihr architektonisches Ziel. Bei der Umsetzung gewannen sie ortsansässige Handwerksfirmen für die Idee, Geflüchtete während des Sanierungsprozesses für eine Ausbildung zu qualifizieren. Das Vorgefundene wurde erhalten und ergänzt, in die Reparatur bestehender Bauteile Arbeitszeit investiert statt neue Bauprodukte zu verwenden.

Ziel

Eines der wichtigsten Ziele von hirner & riehl bei der Sanierung der 3 Gebäude war der Erhalt von möglichst viel bestehender Bausubstanz. Zum einen wollten sie damit der Überformung Nachbarschaft entgegenwirken, zum anderen begreifen sie bestehende Bausubstanz als graue Energie. Folglich richteten sie die Planung auf die Sanierung mittels Arbeitskraft aus. Sie investierten in den Erhalt von Bauteilen wie den alten Fenstern und Türen, den Böden und Teilen der vorhandenen Gebäudetechnik, statt diese, wie üblich, durch neue Industrieprodukte zu ersetzen. hirner & riehl architekten sind überzeugt, dass nur so die Zukunft des ressourcenschonenden Bauens aussehen kann, stellten jedoch bei der Umsetzung fest, dass auf dem Weg ein Bewusstseinswandel aller Beteiligten notwendig ist.

Herausforderungen

Das Münchner Glockenbachviertels hat sich in den vergangenen 20 Jahren immer mehr zum Spekulationsobjekt des internationalen Finanzkapitalismus entwickelt. In der Folge wurde das Viertel in München beinahe zum Synonym für Gentrifizierung. Mit dem Projekt Bellevue di Monaco wollten hirner & riehl architekten ein Kontrapunkt setzten und wichtige Elemente für eine lebendigen Stadtraum, die zunehmend an den Stadtrand gedrängt wurden, wie Kultur, Orte für Begegnungen und Wohnen für Minderheiten, in der Nachbarschaft verankern.

Kooperationen

Der Instandsetzungsprozess selbst lief in einzelnen Abschnitten unter stetiger Einbeziehung der Nutzer ab. Beim Bau gewannen hirner & riehl ortsansässige Handwerksfirmen für die Idee, Geflüchtete während des Sanierungsprozesses für eine Ausbildung zu qualifizieren. Das alles wäre natürlich niemals möglich gewesen ohne den unermüdlichen Einsatz, unerschütterlichen Optimismus, die Leidensfähigkeit, die Zähigkeit aber auch dem Spaß und der Leichtigkeit aller Beteiligten, der Genossen, der Handwerker, der Geflüchteten der vielen Freiwillig und dem Team von hirner & riehl architekten.

Mehrwert

Es ist ein besonderer Ort des Austausches zwischen Einheimischen und Geflüchteten entstanden. 40 Menschen, vor allem junge Geflüchtete und Familien, konnten die Wohnungen beziehen. Es gibt ein großes Kulturprogramm und viele Angebote für Menschen, die neu in München sind - von Rechtsberatung über Workshops und Sprachwerkstätten. Der neue Dachsportplatz auf dem Bellevue di Monaco bietet Spielfläche für die Einwohner des Stadtteils und darüber hinaus.

Besonderheit

Mit dem Projekt konnte das Potenzial eines innerstädtischen Gebäudeensembles im Besitz der Stadt München genutzt werden, das über Jahre leer stand, weil die Sanierung mit kommunalen Standards nicht wirtschaftlich war. Der Stadtrat ließ sich von der Idee überzeugen, die Gebäude mit zweckbestimmter Nutzung in Erbpacht einer gemeinnützigen Genossenschaft zur Verfügung zu stellen, die neue Wege bei der Sanierung einschlagen konnte. Der sanierte Wohnraum wurde von Geflüchteten bezogen, die neuen Flächen für Kultur und Begegnung und die neue Sportfläche auf dem Dach stehen nun der Nutzung durch die Stadtbevölkerung zur Verfügung.