Online-Bürgerbeteiligung zum städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb "Am Alten Güterbahnhof"

1. Platz / kommunikative Stadtgestaltung

Beschreibung

Die GEBAG als kommunales Wohnungsunternehmen hat zwei Kerngeschäfte: die Bewirtschaftung unserer über 12.400 Whg. und die Flächenentwicklung. Eine dieser zu entwickelnden Flächen ist das knapp 30 ha große Gelände Am Alten Güterbahnhof, bundesweit bekannt durch die Loveparade-Katastrophe 2010. Die GEBAG will die Bürger in hohem Maße an der Entwicklung der Fläche beteiligen. Ende 2019 konnte der Kick-off zur Bürgerbeteiligung noch als Live-Veranstaltung stattfinden - durch Corona mussten dann neue Lösungen gefunden werden, da keine realen Treffen mehr möglich sind. Daher wurde eine umfassende Homepage entwickelt, welche zu unterschiedlichen Phasen des parallel stattfindenden städtebaulichen Wettbewerbs die Bürger über div. Online-Votings aktiv in die Entwicklung der Fläche einbezogen hat.

Ziel

Ziel war eine möglichst hohe Akzeptanz des Wettbewerbs sowie der daraus resultierenden Planungen - auch vor dem Hintergrund, dass die Fläche kritisch betrachtet wird: Über die Nutzung des Geländes wurde in Duisburg viel diskutiert, viele Projektansätze sind gescheitert - zuletzt wurde ein Outlet-Center durch einen Bürgerentscheid gekippt. Die Online-Bürgerbeteiligung wurde sehr gut angenommen: Mit fast 2.000 User-Stimmen während der drei "Meilensteine" konnte ein breites Meinungsbild der Bevölkerung aufgefangen werden. Die Meinungen der Bürger wurden von den Wettbewerbsteams in ihren Planungen berücksichtigt. Auch das Endergebnis spricht für den Erfolg der neuen Form der Bürgerbeteiligung: Jury-Votum u. Online-Stimmungsbild waren deckungsgleich und haben den gleichen Siegerentwurf bestimmt

Herausforderungen

Da keine Live-Veranstaltungen (Werkstätten, Workshops) in Zeiten von Corona möglich sind, hat die GEBAG nach Möglichkeiten gesucht, die Duisburger Bürger auf anderem Wege aktiv zu beteiligen. Wir mussten also das Konzept der Bürgerbeteiligung neu denken - raus aus Werkstätten und eher kleinteiligen Diskussionsrunden, rein ins Internet, zu einem userfreundlichen und auf allen Endgeräten bedienbaren System. Zudem mussten wir es es schaffen, eine hohe Akzeptanz (und damit eine hohe Beteiligung) der Bürger zu erzeugen, trotz reiner Online-Teilnahme. Knapp 2.000 abgegebene Stimmen zeigen jedoch, dass die Online-Bürgerbeteiligung ein voller Erfolg war.

Kooperationen

Die Fläche "Am Alten Güterbahnhof" ist seit 2018 im Besitz der GEBAG, das gesamte Wettbewerbsverfahren inkl. der Online-Bürgerbeteiligung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Duisburg entwickelt und durchgeführt. Dies reichte von der Entwicklung der Inhalte der Bürgerbeteiligung und die Gestaltung der Website bis hin zur Ausarbeitung der Wettbewerbs-Unterlagen. Mit der Umsetzung des Gesamtverfahrens hat die GEBAG das Büro Faltin und Sattler aus Düsseldorf beauftragt.

Mehrwert

Die neue Form der Bürgerbeteiligung als reines Online-Projekt zeigt, dass die Einbindung der Stadtgesellschaft nicht mehr zwingend live und mit kleinteiligen Diskussionsveranstaltungen abgebildet werden muss. Über die Online-Bürgerbeteiligung lässt sich eine deutlich breitere und heterogenere Zielgruppe ansprechen und somit auch ein repräsentativeres Stimmungsbild der Bürger einfangen. Dies bestätigt sich auch im Nachgang zur Bürgerbeteiligung: Wir wissen von mehreren Städten und Kommunen in ganz Deutschland, die Interesse am Konzept bekundet haben. Somit kann die Online-Bürgerbeteiligung als Pilot-Projekt für Bürgerbeteiligungen in Deutschland definiert werden.

Besonderheit

Die GEBAG hat das Verfahren gemeinsam mit den Partnern selbst entwickelt. Vergleichbare Verfahren sind uns nicht bekannt. Die Online-Bürgerbeteiligung bietet allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich mit vergleichsweise geringem Aufwand an der Entwicklung der Fläche "Am Alten Güterbahnhof" zu beteiligen: Es ist keine Teilnahme an Abend- oder Wochenendveranstaltungen nötig, seine Ideen und Meinungen kann man unkompliziert über ein einfaches Formular auf der Projektwebsite kundtun - ohne Registrierung oder Login. Die Teilnahme ist auch einfach von unterwegs aus möglich. So werden auch neue Zielgruppen erreicht, die sich normalerweise selten im Kontext von Bürgerbeteiligungen finden (Jüngere, Schüler, Studenten etc.)