Mehrgenerationenwohnen Weyarn

3. Platz / Soziale Quartiersentwicklung

Beschreibung

In der oberbayerischen Gemeinde Weyarn wurde im Anschluss an die historischen Klosteranlagen, ein Bebauungskonzept für eine 5ha große Fläche entwickelt. Eine der Besonderheiten des Areals sind die 5 Mehrgenerationenhäuser mit je 10 Wohneinheiten. Diese decken den bisher fehlenden Wohnraumbedarf im Bereich barrierefreier und bezahlbarer Wohnraum. Die unterschiedlichen Wohnungsgrößen ergeben eine spannende Durchmischung der Bewohner und Flexibilität für alle Altersklassen und Familienkonstellationen. Durch die bewusst geplanten Gemeinschaftsflächen im Innen- und Außenbereich wird Gemeinschaft aktiv gelebt. Die einzelnen Gebäude wurden mit ausreichend Abstand und Grünbezug im verkehrsfreien Areal platziert, so entstanden Spielflächen für Kinder und Gemeinschaftsflächen für die Dorfgemeinde.

Ziel

Im Projekt Mehrgenerationenwohnen in Weyarn wird Gemeinschaft und Nachbarschaft neu interpretiert. In den Häusern leben Menschen unterschiedlicher Generationen nachbarschaftlich zusammen. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen können sich ungezwungen begegnen, sich unterhalten, gemeinsam Ideen entwickeln und sich gegenseitig unterstützen. Ziel des Projekts war das Miteinander, denn jeder hat seine individuellen Talente, die er den anderen zur Verfügung stellen kann. Die Architektur schafft die Grundlage für dieses Miteinander, indem sie Räume im Außen- und Innenraum anbietet und Bewohner sowie Bürger von Weyarn diese Räume nutzen, bespielen und gestalten können. Das verbindende Element ist der Klosteranger als grüner Freiraum für alle Bewohner des Dorfes.

Herausforderungen

Im direkten Anschluss an die alten Klosteranlagen, wurde die ehemalige Klosterwiese bebaut - eine einzigartige Chance, um die Ortsentwicklung im Innenbereich gezielt zu steuern und den Flächenverbrauch außerhalb des Ortskerns zu vermeiden. Bestehende bauliche, landschaftliche und soziale Strukturen werden aufgenommen und sorgfältig mit neuen Gebäuden und Freiräumen ergänzt. Ein wichtiger Baustein bei der Entwicklung des Projektes war es, einen positiven Effekt für die gesamte Dorfgemeinschaft entstehen zu lassen, unter Berücksichtigung aller Ansprüche und Wünsche der Bürger und der Gemeinde. Es entstand ein Quartier, welches alle architektonischen Ansprüche erfüllt und gleichzeitig auf alle sozialen Anforderungen eingeht und somit einen großen Mehrwert für die gesamte Gemeinde darstellt.

Kooperationen

Die Gemeinde Weyarn verfügt über eine etablierte und gelebte Bürgerbeteiligung. Alle Bürger hatten die Möglichkeit sich in unterschiedlichen Arbeitskreisen zu engagieren. Diese haben in einer Vielzahl von Treffen in Zusammenarbeit mit Architekten, der Gemeinde und dem Bauherrn ihre Ideen eingebracht und somit konnten diese im Architekturkonzept berücksichtigt werden. Dies hat das Projekt zum “Klosteranger für Alle” gemacht. Mit einer unregelmäßigen Geometrie mäandert der Klosteranger sich durch die Bebauung. Geschwungene Wege verbinden verschieden große Freiräume mit unterschiedlichen Themen wie z.B. einer Streuobstwiese, einem Generationengarten zum gemeinschaftlichen Gärtnern, Treffpunkten unter Bäumen, Kinderspielplätzen oder einem Bolzplatz - Orte für gutes Zusammenleben.

Mehrwert

Die Mehrgenerationenhäuser sind an ein Hackschnitzelkraftwerk angeschlossen, das sich im Besitz der Gemeinde Weyarn befindet. Die Versorgung erfolgt über ein intelligent gesteuertes Nahwärmenetz. Das Holz wird von Forstwirten aus nächster Umgebung bezogen. Zur Verwertung kommt nur Waldrestholz, das bei der nachhaltigen Holzernte anfällt. Durch die Nutzung eines regionalen Energieträgers ist die Energieversorgung unabhängig von weltweiten Krisen und politischen Spannungen. Daher sind die Preise für Hackschnitzel deutlich stabiler als für Gas und Öl. Die Wertschöpfung und damit auch die Kaufkraft verbleiben zu hundert Prozent vor Ort. Sind alle Haushalte auf dem Klosteranger angeschlossen, können in Weyarn mit dieser Hackschnitzelanlage ca. 300.000 Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden.

Besonderheit

Die einzelnen Baufelder wurden zugunsten einer großen, gemeinschaftlichen Freifläche, dem Klosteranger, partiell gezielt und bewusst verdichtet. Auf eine flächige, `teppichartige` Bebauung wurde verzichtet. Die versiegelten Flächen und die Grünflächen stehen im Kontext einer ländlichen Bebauung in einem ausgewogenen Verhältnis. Die unter den Gebäuden liegende Tiefgarage war Voraussetzung für das Konzept, wodurch oberirdisch weniger Stellplatzfläche versiegelt werden musste. Im Gebäude wurde durch den zentralen Erschließungskern auf unnötige Flurflächen verzichtet, was einer effektiveren Wohnflächengestaltung zugunsten kommt. Die einzelnen Wohnungen sind bewusst flexibel gehalten. Eine variable Nutzung der einzelnen Räume z.B. als Büro, Kinderzimmer oder Gästezimmer wurde berücksichtigt.