Gestaltungshandbuch BAB A3 – Würzburg bis Erlangen

2. Platz / lebenswerter Freiraum

Beschreibung

Autobahnen in Deutschland stellen mit ihren Bauwerken - insbesondere Brücken und Lärmschutzwänden - einen maßgeblichen Teil unserer gebauten Umwelt dar, zumeist umgeben von naturnahem Landschaftsraum. Das Gestaltungshandbuch schlägt für den Abschnitt der Bundesautobahn A3 zwischen Würzburg und Erlangen eine ganzheitliche Gestaltung der Bauwerke vor, die sich harmonisch in den bestehenden Naturraum integriert und zu einer dauerhaften, hochwertigen und zeitlosen Ästhetik führt. Großer Wert wird dabei auf einen hohen Grad an Einfachheit, funktionaler und tragwerkstechnischer Sinnhaftigkeit und damit auf eine umfassend nachhaltige Gestaltung gelegt, die durch den sparsamen Einsatz von Ressourcen auch allen Anforderungen des ökonomischen und ökologischen Bauens gerecht wird.

Ziel

Die A3 verbindet auf dem Abschnitt von Würzburg bis Erlangen mit dem Steigerwaldvorland, dem Steigerwald und dem Mittelfränkischen Becken gleich drei in ihrer geologischen Beschaffenheit und ihrem landschaftlichen Bild grundsätzlich unterschiedliche Landschaften. Die im Gestaltungshandbuch festgelegten gestalterischen Parametern unterstützen das positive Erleben dieser drei Landschaftsräume, sowohl aus der Perspektive des Autofahrers als auch der Anwohner und richten Form sowie Material- und Farbwahl der Infrastrukturbauwerke danach aus. Dabei wird dem Schutz des Naturraums und seiner Anwohner ein ebenso hoher Stellenwert eingeräumt wie der Perspektive der Autofahrer und deren Sicherheit.

Herausforderungen

Schwerpunkt des sechsstreifigen Ausbaus der A3 zwischen Würzburg und Erlangen bilden Brückenmodernisierungen und Lärmschutz. Rund 100 Über- und Unterführungen ersetzen marode Brücken und machen den Verkehr auf dem Streckenabschnitt effizienter und sicherer. Zudem steigern über 47 Kilometer neuer und verbesserter Lärmschutzanlagen deutlich die Lebensqualität der Anwohner. Neben der reinen Funktionalität sollen sich die Bauwerke zurückhaltend in die Landschaft einfügen und gleichzeitig eine Wiedererkennbarkeit und Identität für die Strecke erzeugen. Das Gestaltungshandbuch legt die Grundlage, um aus der Vielzahl an Einzelprojekten ein einheitliches Gesamtbild zu erzeugen und den unterschiedlichen Planungsbeteiligten ein Werkzeug und einen Leitfaden für dessen Umsetzung an die Hand zu geben.

Kooperationen

Der Verkehr auf der A3 zwischen Würzburg und Erlangen wird bis 2025 auf täglich über 100.000 Fahrzeuge wachsen und erfordert den Streckenausbau bis 2024. Der Bund als Bauherr und die Autobahndirektion Nordbayern als ausführende Behörde des Landes Bayern sind mit der Beauftragung eines Teams von Architekten und Ingenieuren zur Entwicklung des Gestaltungshandbuchs neue Wege gegangen. Die Vielzahl an Maßnahmen lässt sich trotz kurzer Bauzeit effektiv und in hoher gestalterischer Qualität umsetzen. Der Leitfaden dient zudem als Instrument, die Planungsprozesse der Einzelprojekte zu optimieren, die größtenteils in einer öffentlich-privaten Partnerschaft realisiert werden: Alle Bauleistungen, Betrieb, Erhaltung sowie Teile der Finanzierung übernimmt dann über 30 Jahre ein privater Auftragnehmer.

Mehrwert

Der betrachtete Autobahnabschnitt führt durch den Steigerwald bis zum Mittelfränkischen Becken. Die neu gestaltete Bundesautobahn A3 zwischen Würzburg und Erlangen soll die spezifische Identität dieses Naturraumes unterstützend hervorheben und sowohl zu einem naturnahen Fahrerlebnis als auch zu einem zurückhaltenden Element für die Anlieger werden. Somit ist Natürlichkeit in Materialwahl und Farbgebung ein wesentliches Gestaltungskriterium. Die vorgeschlagenen Materialien zeichnen sich durch ihre hohe Dauerhaftigkeit, ein wertiges Altern, geringen Wartungsaufwand und eine Farbigkeit aus dem natürlichen Kontext aus. Zudem liegt allen Elementen eine vertikale Ausrichtung und konstruktive Sinnfälligkeit zugrunde, die eine zeitlose und damit dauerhafte Ästhetik vertritt.

Besonderheit

Das Gestaltungshandbuch BAB A3 ermöglicht die ganzheitliche Betrachtung der auszubauenden Autobahnstrecke statt der Summierung zahlreicher Einzelmaßnahmen von unterschiedlicher Qualität und Erscheinung. Dem gingen die intensive Analyse des lokalen Landschaftsraums sowie die Erfassung, Kartographierung und Kategorisierung aller Bauwerke entlang der Strecke voraus. Diese umfassen die Überführungen als auch Unterführung der Autobahn bei kreuzenden Straßen, Bahntrassen und Feld- und Waldwegen, Lärmschutzwände und –wälle. Die detailgenaue Ausarbeitung der unterschiedlichen Bauwerkstypen wurde in der nächsten Stufe in einem Pflichtenheft vertieft, das seit Anfang 2018 als rechtliche Vertragsgrundlage für Ausführungsplaner und Generalunternehmer gilt.