Neubau des Wasserkraftwerkes mit Fischaufstiegshilfe, Illerterrassen und Sommerbar in Kempten

2. Platz / lebenswerter Freiraum

Beschreibung

Zusammen mit einer Wasserkraftanlage und Fischaufstiegshilfe wurde am bestehenden Illerwehr auch ein öffentlicher Platz mit einer Sommerbar am Tor zur Altstadt von Kempten geschaffen. Die neue Illerterrasse neben der St. Mang-Brücke integriert sich in die geplante Illerpromenade mit den umgestalteten Grünbereichen. Ein Café lädt zum Ausblick auf Altstadt und Fluss ein. Die Aussichtsplattform ist in eine obere Terrasse auf Höhe der bestehenden Hochwasserschutzmauer und eine um vier Sitzstufen zur Iller hin abgesenkte untere Terrasse gegliedert.

Ziel

Um eine erneute wasserrechtliche Konzession für das bestehende Kraftwerk auf der gegenüberliegenden Flussseite zu erhalten, musste an der Wehranlage eine Fischaufstiegshilfe geschaffen werden, was aber baulich auf der Westseite der Iller nicht umzusetzen war. Daher wurde die Idee geboren auf der Ostseite eine Fischtreppe und ein Restwasserkraftwerk zur regenerativen Energiegewinnung zu errichten. Das Kraftwerk erzeugt zudem eine für Fische zur Orientierung nötige Lockströmung am Eingang der Fischtreppe. Mit dem Projekt sollte nicht nur eine Anlage zur Stromgewinnung errichtet werden, sondern auch ein attraktiver Platz geschaffen werden. Ziel des Projektes ist die Öffnung der Stadt hin zur Iller, die Schaffung einer einzigartigen Stadt-, Natur- und Freizeitlandschaft.

Herausforderungen

Das Grundstück liegt neben einer vielbefahrenen Straßenkreuzung, der St. Mang-Brücke, dem wichtigsten innerstädtischen Illerübergang, und der Hochwasserschutzmauer der Iller. Die Iller als Gebirgsfluss mit stark schwankendem Wasserstand war in diesem Bereich mit Flutmauern und durch eine Wehranlage kanalisiert worden. Historisch war das Areal mit Papiermühlen und später mit einer Papierfabrik bebaut. Auf dem Areal befanden sich zuletzt eine kleine Grünfläche und ein Parkplatz. Die große Herausforderung bei diesem Projekt war, trotz dieser Widrigkeiten, einen Platz mit Aufenthaltsqualität zu schaffen. Der Verkehr wird für die Verweilenden auf den Sitzstufen und in der Sommerbar durch das leise Rauschen von Iller und Fischtreppe visuell und akustisch ausgeblendet.

Kooperationen

Mehr mit der Iller, als an der Iller leben - das ist das Ziel des Projekts "Iller erleben" der Stadt Kempten, das sich mit Ideen und Plänen für die Belebung, Gestaltung und Nutzung der Iller und des Flussufers im Stadtgebiet befasst. Auf Initiative des Vereins Freunde der Altstadt Kemptens und basierend auf dem Konzept der Altstadtfreunde lud die Stadt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu einer Projektwerkstatt ein und führte einen Wettbewerb mit dem Ziel der Erarbeitung eines Masterplanes "Iller erleben" durch. Nach der Realisierung des ersten großen Projektes des Altstadtparks mit Sitzstufen südlich der St.-Mang-Brücke auf der Westseite der Iller, ist das Projekt Illerterrassen nun der zweite Baustein im Rahmen der Umsetzung des Masterplanes.

Mehrwert

Der Bauherr investierte hier mehr als für die reine technische Lösung der Erstellung eines Wasserkraftwerkes mit Fischtreppe notwendig gewesen wäre. Das Kraftwerk und die Fischtreppe sind scheinbar unsichtbar hinter der bestehenden Hochwassermauer im Untergrund verborgen. Die Bürger können nun Illerterrassen im Cafe und auf den Sitzstufen zur Iller sozusagen auf dem Dach des Kraftwerkes neue erlebenswerte Qualitäten am Fluss erfahren: Blick auf das Altstadtpanorama, Ruhe und Verweilen. Iller erleben in Kempten als gesellschaftlicher Mehrwert eines technischen Bauwerkes - ein wahrer Ort der Kraft.

Besonderheit

Organisch geschwungene Höhenschichten greifen die Wellen und Windungen des Flusses gestalterisch auf. Die gekurvten Höhenschichten der Plattform, Sitzstufen und der Dachscheibe werden mit Setzkanten aus mattem Edelstahlblech eingefasst. Die Fassaden von Krafthaus und Sommerbar sind mit sandgestrahlten opaken Gussweißglasschalen versehen. Die Sichtbetondachscheibe wird von einer Reihe aus schlanken Stahlstützen getragen, die sich von der offenen Mitte hin zu den beiden spitzen Enden des Daches in ihrer Dimension verjüngen und sich gleichzeitig im Abstand verdichten. Durch Überlagerung und Verdichtung, Entflechtung und Aufweitung der Stützenreihe ergeben sich differenzierte Durch- und Aussichten zu Park, Iller und Altstadt.