Das 5ünfte Kieler Schloss

Bewerbung / Impulsgebende Phase Null

Beschreibung

Das Kieler Schloss ist von zentraler historischer Bedeutung für die Stadt und gilt nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs als gelungenes Beispiel für den Wiederaufbau in Deutschland. Städtebaulich markiert es zudem den Endpunkt der Wege- und Raumbeziehung zwischen Bahnhof und Innenstadt. Nachdem das Schloss im Besitz eines privaten Investors war, konnte die Landeshauptstadt Kiel das Ensemble 2018 erwerben; nun besteht die historische Chance und Aufgabe zur Neukonzeption von Gebäude und Standortareal. Um die zukünftige Nutzung des Schlosses im Verbund mit seinem exponierten städtebaulichen Kontext am Ufer der Förde zu erarbeiten, kamen im Sommer 2022 Teams aus internationalen und lokalen Fachleuten zu Architektur und kultureller Nutzung zu einer dreitägigen Planungswerkstatt zusammen.

Ziel

Unterschiedliche Nutzungsschwerpunkte (multimodales Bildungs- und Veranstaltungszentrum, kuratierter Kulturstandort, Zentrum für Musik, Drei-Themen-Museum; später ergänzt: Hotelnutzung), die bereits 2021 in einem Strategieworkshop gefunden wurden, sollten in der Planungswerkstatt weiterführend geprüft und entwickelt werden. Hierfür sollten die Teilnehmenden ein Nutzungskonzept zur ganztägigen Bespielung vom Schloss und den angrenzenden öffentlichen Räumen erarbeiten. Die Überlegungen umfassten den in Sanierung befindlichen Konzertsaal, den Rantzaubau, die Landeshalle, die Tiefgarage und die umliegenden Freiflächen. Die Ergebnisse aus der Planungswerkstatt sollten eine belastbare Entscheidungsgrundlage für die weitere – vorzugsweise öffentliche – Nutzung des Schlossareals liefern.

Herausforderungen

Eine vorangegangene Machbarkeitsstudie zur Nutzung des Schlosses als Kongresszentrum unter Einbeziehung des Konzertsaals hat ein zu geringes Raum- und Flächenangebot sowie schwierige Rahmenbedingungen für einen Betrieb ermittelt. Mit der jüngsten Ideenschmiede galt es, im gemeinschaftlich-interdisziplinären Zusammenwirken ein Nutzungskonzept zu entwickeln und hierfür einen architektonischen Rahmen zu finden, das der Bedeutung und den Qualitäten des Ortes, den Bedarfen der Stadtgesellschaft und den ökonomischen und betrieblichen Rahmenbedingungen nachhaltig entsprechen kann.

Kooperationen

Die Landeshauptstadt Kiel hatte für die dreitägige Ideenschmiede ein neues Format der interdisziplinären Zusammenarbeit gewählt: Nationale und regionale Fachleute unterschiedlicher kultureller Institutionen – darunter vom Theater Kiel, vom Schleswig-Holstein Musik Festival, von den Berliner Festspielen – und weitere Kulturschaffende brachten ihre Expertise ein. Lokale und internationale Architekturbüros arbeiteten gemeinsam in Entwurfsgruppen. Weitere intensive Zusammenarbeit erfolgte mit dem Dezernat für Stadtentwicklung und Bauen (wie z.B. dem Stadtplanungsamt, der Unteren Denkmalschutzbehörde, dem Kommunalbau der Landeshauptstadt Kiel) sowie dem Kulturamt. Zudem konnte die Öffentlichkeit den Mitwirkenden an vielen Stellen über die Schulter schauen und sich mit eigenen Ideen einbringen.

Mehrwert

Auf der dreitägigen Planungswerkstatt wurden Ideen gesucht, wie aus dem Kieler Schloss ein Ort mit Anziehungskraft wird, der Strahlkraft auf die Kieler Innenstadt, in die Region hinein sowie über Kiel hinaus hat. Durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sollten Lösungen gefunden werden, die der großen Bedeutung und Tragweite der zukünftigen Nutzung des Kieler Schlosses in allen Belangen gerecht werden. Ziel der Werkstatt war weiterhin ein tragfähiges Nutzungskonzept im Verbund mit einer identitätsstiftenden hochbaulichen Idee für das Kieler Schloss, das nach der Beendigung der noch bestehenden Nutzungsverträge Ende 2025 umgesetzt werden kann.

Besonderheit

Die vom Büro luchterhandt & partner vorbereitete, begleitete und moderierte Ideenschmiede gliederte sich in drei Teile: „Input & Ideen“ (Führungen, Vorträge und erste Visionen), „Konzeption“ (skizzenhafte Planung und Anfertigung eines Arbeitsmodells) und „Schulterblick“ (Präsentation und Diskussion der Entwürfe). Durch diese unkonventionelle Herangehensweise konnten die vielen unterschiedlichen Perspektiven in die Entwürfe einfließen, sowohl von lokalen und nationalen Planungsteams, von den Kulturschaffenden als auch von den Kielerinnen und Kielern. In einem ausgewogenen Verhältnis von Out- und Input während der dreitägigen Werkstatt und dank des intensiven und kreativen Zusammenkommens auf Augenhöhe konnten Entwürfe mit besonders hoher Qualität entstehen.